Die  Perlen  von Caala~Elen  Spielregeln Eingang E-Mail Übersicht
 
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Eine unfreundliche Begrüßung - E3 (Anna Wagenhäuser)     

Playing the game E5
Die Fesseln engten ihn ziemlich ein und schnitten in seine Handgelenke. Kristian war höchst erstaunt über das reale Gefühl des Schmerzes - dazu noch die Tatsache, dass er das gescannte Telefon richtig benutzen konnte - gar nicht übel... „Realitätsnähe ist alles“ - hatten die Techniker von 3D-Soft doch nicht übertrieben? 

Es wurde Zeit, dass er sich mental auf das Spiel einließ - wie immer musste eine Aufgabe gelöst werden (auch wenn es letztendlich nur darum ging, in den nächst höheren Level zu gelangen), und diese Aufgabe galt es herauszufinden. 

Mal sehen - welche Hints hatte er bis jetzt erhalten? Vulkanmänner, Kerker, Schildkröte. 

Er beäugte seine beiden Begleiter, die ihn zu beiden Seiten fest gepackt hielten und über den Markt zerrten. Dass er sie gleich für Wachmänner gehalten hatte, lag an ihrer Uniform, und den Waffen natürlich. Schwarze Hosen, schwarzes Oberteil, eng anliegend, helle, perlmuttschimmernde Knopfreihen in der Mitte, gleichfarbiger Gürtel um die Hüfte. Springerstiefelähnliche Schuhe, die allerdings in Dunkelgrün. Die Waffen hatte er sofort als Waffen interpretiert, weil die Beiden sie wie Colts an ihrem Gürtel trugen. Bei näherem Hinsehen allerdings sahen sie wie nichts aus, das er schon einmal gesehen hatte. Sie wirkten auf ihn wie dreischneidige rostrote Messer, wobei die obere Klinge röhrenförmig und länger hervorragte, eventuell das Ganze durchaus eine Kombination aus Schusswaffe und Messer oder Kurzschwert. Beide Männer hatten dunkles Haar, bartlose blasse Gesichter, ihre Hände steckten in dunkelgrünen Handschuhen. 

Sie hatten das Ende des Marktes erreicht. Die Menschen, die sie passierten, schauten ihnen zwar neugierig entgegen, senkten dann aber schnell den Blick und eilten weiter. 

Zu Kristians Erstaunen näherten sie sich nun einem Geländer, das den Anfang eines schräg nach unten verlaufenden Weges markierte. Nach unten! Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der Boden, auf dem sie liefen, minimalst in Bewegung war und als er nach oben blickte, gewahrte er weitere Ebenen, die wie unterschiedlich große Brücken zwischen diversen Türmen aufgehängt waren. Die Masse der Türme erinnerte ihn an das Bild einer Großstadt wie New York. 

In den ihm bekannten Computerspielen war es üblich, die Personen, auf die man traf, auszufragen, um möglicherweise Tips zur Lösung der noch unbekannten Aufgabe zu erhalten. Probeweise wandte er sich an den Wachmann zu seiner Rechten. Dass Player und auftretende Figuren des Spiels die gleiche Sprache sprachen, war Standard. 

„Ihr habt gesagt, ihr haltet mich für einen Vulkanmann? Ich kann mit diesem Begriff nichts anfangen. Was ist ein Vulkanmann?“ 

Sein Begleiter warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Stell dich nicht dumm. Du bist kein Elendar. Sie haben dich geschickt. Wir wissen schon lange, dass es caalaerische Überläufer gibt. Ihr Verräter macht gemeinsame Sache mit den Vulkanmännern. Es ist an der Zeit, etwas gegen euch zu unternehmen.“ 

Die Brücke, die sie betraten, wand sich steil nach unten. Kristian wäre in seinem eingeschnürten Zustand fast gefallen, aber seine Aufpasser rissen ihn unsanft auf die Füße. Irgendetwas an ihrem Schuhwerk sorgte dafür, dass sie nicht ins Rutschen gerieten, sie gingen den abschüssigen Weg entlang, als führte er einfach horizontal weiter. Je weiter sie nach unten gelangten, desto mehr neue Ebenen und Türme links und rechts der Brücke gelangten in Kristians Blickfeld. Die Szenerie war in überwältigend realistischem 3D gestaltet. Ob Tom einen Teil seines Geldes in eine größere Festplatte investiert hatte? Wieviel Gigabyte wohl für CyberAtlantis vonnöten waren? 

Fast am Ende des Weges zweigte eine weitere Hängebrücke in einen gläsernen Tunnel ab. Amüsiert guckte Kristian einem schwarzweißen Orca nach, der mit einem grünhäutigen Wesen auf seinem Rücken außerhalb vorbeihuschte. Da draußen war Wasser – klar, Atlantis war ja eine auf den Meeresboden gesunkene Stadt. 

Diesmal wandte er sich an seinen linken Bewacher. 
„Sag, wo sind wir hier eigentlich?“ 

Im Blick des Befragten meinte Kristian für einen kurzen Moment einen Ausdruck der Überraschung gesehen zu haben. Er schaute kurz zu seinem Kollegen, dann wieder zu Kristian. Dann verdunkelten sich seine Augen. 

„Spare dir deine Späße“, herrschte er ihn an. „Im Kerker wird dir dein Humor schon vergehen!“ 

Er stieß Kristian brutal in den Tunnel, so dass er der Länge nach stürzte. 

„Was ist denn hier los?“ fragte in diesem Moment eine ihm bis dato auf jeden Fall unbekannte Stimme. Die Stimme einer Frau. 

Er rollte sich zur Seite und blickte nach oben.  

Weiter geht es so: 

Die Herrin - E7 (MaeUnicorn)
Neue Bekanntschaften - E12 (Tzwenny)