Die Perlen von Caala~Elen | Spielregeln | Eingang | Übersicht |
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Ein Gelehrter auf Abwegen | E28 |
Onnaro war froh, die Senatskuppel endlich hinter sich
lassen zu können. Er lebte praktisch nur für seine Wissenschaft.
Die politischen Intrigen, die Wichtigtuer, die Bürokraten haßte
er aus tiefstem Herzen. Er mied den Kontakt mit ihnen, soweit es sich eben
einrichten ließ. Leider war dies eben nicht immer möglich. Seine
eigenbrötlerische Haltung war sicher mit einer der Gründe, weshalb
er trotz seines Rufes als brillanter Caalaerologe mit recht kümmerlichen
Manakontingenten auskommen mußte. Seine Kollegen neideten ihm sein
Können, dazu brüskierte er sie oft, wenn er die herrschende Lehrmeinung
attackierte.
Beispielsweise das Dogma, daß Caalaer am besten durch rigorose Straf- und Schmerzzauber dressiert werden konnten. Ha! Sicher, mit der Methode konnte man sie am schnellsten zähmen. Aber die Versuchstiere wurden apathisch, abgestumpft und depressiv, taten nur das Nötigste, um den Schmerzen zu entgehen, und nicht selten verweigerten sie die Nahrungsaufnahme oder begingen Selbstmord. Auch die Nachzucht von Laborcaalaern erwies sich in Gefangenschaft, der besorgniserregenden Fruchtbarkeit in freier Wildbahn zum Trotz, als ziemlich schwierig. Kollegen Onnaros hatten mit wenig Erfolg versucht, die Paarungsbereitschaft durch Schlüsselreize zu stimulieren. Beispielsweise, indem man die Männchen in schwarze Anzüge mit Zylindern, die Weibchen in weiße Kleider steckte und mit Orgelmusik beschallte, und einen dressierten Caalaer deren primitive rituelle Formeln aufsagen ließ. Onnaro konnte über derart dilettantische Experimente, die seiner Meinung nach reine Verschwendung der Mittel waren, einfach nur den Kopf schütteln! Offiziell dienten auch Onnaros Experimente der Erforschung des Verhaltens der Caalaer, wobei man neuerdings immer mehr Druck auf ihn ausübte, militärisch ausnutzbare Schwachstellen ausfindig zu machen. Sein wissenschaftlicher Ruf begründete sich nicht zuletzt darauf, daß er als Erster hatte nachweisen können, daß die emotionale Kommunikation unter Caalaern zu einem Großteil auf visuellem Wege stattfand, und daß diese Mimik zwar überwiegend instinktiv kontrolliert, aber durchaus auch von bewußter Absicht beeinflußbar war. Nur sein engster Mitarbeiter wußte, daß Onnaro inoffiziell längst weit brisantere Experimente durchführte, die das gemeine Volk unter den Elendaren sicherlich als ethisch äußerst verwerflich verurteilen würde: er erforschte mit überraschendem Erfolg das mentalmagische Potential der Caalaer! Selbstverständlich war er sich des hohen Risikos dabei bewußt. Wenn durch einen Störfall Caalaer mit Kenntnissen der elendarischen Magie freigesetzt würden und sie ihren wilden Artgenossen beibringen könnten – die Folgen könnten sich katastrophal auswirken! Natürlich waren sämtliche kampf- und schutzmagischen Zauber von den Übungen ausgeschlossen. Dennoch hatte er gute Gründe, seine Studien peinlichst geheimzuhalten. Onnaro erreichte die Hochsicherheitskuppel seines Labortraktes,
die nur durch einen gemeinsamen Zauber von innen und außen gleichzeitig
durchtunnelt werden konnte, und nahm Mentalkontakt zu seinem Assistenten
im Inneren auf.
© Jehuda
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