Die Perlen von Caala~Elen | Spielregeln | Eingang | Übersicht |
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Trockenhusten- E22 (Eumel) |
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Wasser | E24 |
"Nicht so schnell!" Sabriyas Stimme klang heiser, während
sie versuchte, mit Rinook Schritt zu halten. Sie hustete und rang mühsam
nach Luft. "Ich kann nichts mehr sehen!" Dann ließ sie sich einfach
auf den Boden fallen und krümmte sich unter quälendem Husten
und trockenen Schluchzern zusammen.
Rinook beugte sich bestürzt zu dem kleinen Mädchen hinunter. Die Salzflecken auf Sabriyas Haut waren größer geworden, und ihre Augen waren völlig verklebt. Rinook hatte noch nie einen ihrer alaanischen Freunde in einem derartigen Zustand gesehen. Wie dumm von ihr, nicht daran zu denken, daß Sabriya viel mehr Feuchtigkeit brauchte als sie selbst! Sie spürte zwar auch schon die ersten Anzeichen einer beginnenden Austrocknung, aber ihr blieb noch genügend Zeit, und außerdem hatte sie für Notfälle ihren Archion... Archion! Sie zerrte die Schildkröte aus ihrer Tasche, die dabei unsanft aus dem Schlaf geweckt wurde und protestierend grummelte. "Entschuldige, Archion", stieß sie hastig hervor. "Wir brauchen dringend Wasser!" Behutsam setzte sie die Aquakröte auf Sabriyas Körper. Archion blinzelte verschlafen; dann schoß ein dünner Wasserstrahl aus seiner Spritzdüse und verteilte sich auf Sabriyas ausgetrockneter Haut. Rinook beobachtete angespannt, wie die Wassertropfen allmählich die glitzernden Salzkristalle auflösten. Es war so wenig Wasser - würde es genügen? Ein paar bange Minuten verstrichen, bis der Husten schließlich etwas nachließ und Sabriya den Kopf hob und flüsterte: "Mehr Wasser!" Rinook stiegen vor Erleichterung die Tränen in die Augen. "Gleich", versprach sie beruhigend.. "Wir werden gleich ganz viel Wasser haben. Ich trage dich nach draußen." Sie hob das erschöpfte Mädchen hoch, stolperte mit ihrer Last so schnell sie konnte den übelriechenden Gang entlang und stieß die Tür des Schuppens so heftig auf, daß ein Teil des Tanggeflechts zu Boden rieselte. Einen Augenblick stand sie blinzelnd in der plötzlichen Helle, dann wandte sie sich nach links und hastete zielstrebig durch die Menge, ohne die erstaunten Blicke der Passanten wahrzunehmen. Ab und zu warf sie einen ängstlichen Blick auf Sabriya, die sich anscheinend ein bißchen erholt hatte, aber immer noch mühsam atmete und die Augen geschlossen hielt. Sabriya war nicht schwer, aber Rinook spürte ihr Gewicht immer stärker, während sie selbst unter der zunehmenden Austrocknung litt. Sie biß die Zähne zusammen und lief weiter. Es konnte nicht mehr lange dauern - der öffentliche Brunnen mußte ganz in der Nähe sein. Fast hätte sie das leise Plätschern überhört, aber zum Glück stieß Archion, der sich an ihrer Schulter festklammerte, einen schrillen Ton aus, der die Nähe von Wasser signalisierte. Rinook schrak auf und sah die glitzernde Fontäne nur ein paar Schritte entfernt vor sich. Einige Kinder tummelten sich ausgelassen unter dem erfrischenden Regen. "Wir haben es geschafft, Sabi", murmelte sie, stolperte
die letzten Schritte vorwärts und spürte mit einem Gefühl
grenzenloser Erleichterung die ersten Wassertropfen auf ihrem Gesicht.
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