Die  Perlen  von Caala~Elen  Spielregeln Eingang E-Mail Übersicht
 
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Ankunft - A3 (Roger Nelke)

Das Treffen des Senats E9
Einem unwissenden Beobachter hätte sich wahrlich ein seltsames Schauspiel gezeigt: Dumpfe Grunzlaute hallten durch das riesige, kuppelförmige Gebäude ohne erkennbare Ausgänge. Gelbgrünliches Licht, das vom Boden selber auszugehen schien, erhellte den Raum. 

In kleinen, eifrig gestikulierenden Gruppen standen stattliche, behaarte Elendaren beisammen und schienen erregt zu debattieren. Selbstverständlich dienten die heftigen Gesten genau wie die vokalen Äußerungen lediglich der rhetorischen Untermalung der Argumentation, denn die  Elendaren kommunizieren, indem sie mental direkt ihre Gedanken an einen oder mehrere Anwesende richten. 

In kleinen, purpurfarben aufblitzenden Kreisen erschienen immer mehr Angehörige des ehrwürdigen Senats, des obersten Organs des Stammes. Einem aufmerksamen Beobachter wäre dabei auch aufgefallen, daß jedesmal der Versammlungsraum ein winziges Stück größer wurde und sich der Anzahl der Personen anpaßte: Etwas ganz Gewöhnliches, denn die Elendaren errichten niemals irgendwelche Gebäude aus Materie, sondern ausschließlich Kraft ihrer Magie. 

Schließlich formierten sich alle schweigend zu einem Kreis, denn Morrok, der alte Häuptling, schritt würdevoll ins Zentrum und richtete seine Gedanken an alle. 

„Ihr alle wißt, warum wir uns hier versammelt haben. Mein Herz ist schwer vor Trauer um meinen jüngsten Sohn, Krrak. Er war unterwegs in friedlicher Absicht zu unserem Nachbarvolk auf dem Kontinent. Angekommen ist er nie, denn noch bevor er die drei Säulen von Orr-Makorr erreichte, wo die Manaströme stark genug sind, um die Leviation über den großen Ozean zu ermöglichen, wurde er an einem Krater unweit des Strandes heimtückisch ermordet!“ 

Erregte Kreisch- und Grunzlaute ließen die Kuppel erzittern. 

„Aber nicht von Rachegedanken dürfen wir uns leiten lassen, sondern das Wohl unseres Volkes und unseres Planeten muß unser Handeln bestimmen...“ 

Begleitet von einem ohrenzerreißenden Kreischen fiel ihm Katturri, die Witwe von Krrak, ins Wort. 
„Das Wohl unseres Planeten? Wir alle wissen, um was es geht! Es waren die Caalaer! Die Caalaer sind unser Unglück! Obwohl von kurzer Lebensdauer – kaum hundert Jahre – und mit so verkrüppelten Seelen, daß ihnen kaum die einfachsten Zauber gelingen, vermehren sie sich doch hemmungslos, und sie zerstören die Natur...“ 

„Es ist wahr, ihre mentalen Fähigkeiten sind kümmerlich.“ entgegnete Onnaro, ein Caalaerologe, der immer etwas geistesabwesend wirkte. „Das Meer bietet ihnen wenig Nahrung, so sind sie fast allein auf ihre Körperkraft und ihren Verstand angewiesen. Es ist faszinierend, wie weit sie mit dem, was sie selber Technologie nennen, gekommen sind. Sie bauen nahrhafte Landpflanzen in luftgefüllten, durchsichtigen Höhlen auf dem Meeresboden an. Sie tragen genze Riffe aus Erz ab, und gewinnen daraus glänzende Materialien, die so hart und so scharf sind, daß unsere Schutzzauber Schläge und Stiche damit kaum noch abhalten können. Schon bald werden sie meiner Theorie nach...“ 

„Wie gut zu wissen, daß sich dieses Gezücht bei der Zerstörung unserer Welt streng an die Theorie hält!“ 

Katturri schleuderte schrill kreischend ihre Gedanken auf einer schneidenden Haßwelle in die Runde. 

„Sie bauen bereits Geräte, die sie Waffen nennen, deren einziger Zweck darin besteht, zu töten! Sie sind unfähig, von dem zu leben, was ihnen Uorola, unsere Mutter Erde so überreich schenkt! Stattdessen schänden sie ihren Schoß mit ihrem Raubbau!“ 

„Sie entwickeln sich noch...“ warf Onnaro kleinlaut ein.  Aber Katturri war nicht  zu bremsen. Ihr fülliger Körper hüpfte quiekend und wild mit allen Gliedmaßen fuchtelnd durch den Kreis. 

„Nie werden sie sein wie wir! Ihr Aussehen ist ekelerregend, ihr ganzes Wesen niedrig, all ihr Streben ist auf Zerstörung gerichtet, sie scheuen sich nicht einmal, uns mit Krankheiten anzustecken, an denen unsere Babys sterben...“ 

Onnaro hätte gern noch zu bedenken gegeben, daß die Gefahr, daß die Caalaer als Krankheitsüberträger fungierten, weithin überschätzt werde, und daß dies wohl kaum je absichtlich geschah, starben doch sie selber an den selben Infektionen.  Aber die Kuppel hatte sich in einen tobenden Hexenkessel verwandelt, in dem ihm keiner mehr Beachtung geschenkt hätte. 

Erst nach einer ganzen Weile erhob sich Morrok schwerfällig und brachte mit einer Handbewegung die Versammlung ein letztes Mal zur Ruhe... 

„Nun gut. Die Caalaer sind gefährlich, und sie werden immer schneller immer mehr und immer stärker. Noch sind wir stark genug. Noch. Wir müssen sie vernichten, solange wir dazu noch in der Lage sind.“ 
 

Weiter geht es so:

Uorola - E10 (Anna Wagenhäuser)