Die  Perlen  von Caala~Elen  Spielregeln Eingang E-Mail Übersicht
 
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Unterwegs zum Markt E21
Blark hatte sich nur widerwillig auf den Weg gemacht, aber letztendlich schaffte er es nie, Riynee einen Wunsch abzuschlagen. Noch waren die Schutzkuppeln eine rare begehrte Ware, und es war bereits fraglich, ob er noch genügend von ihnen erhalten würde. Für die ärmeren Gegenden rund um die prachtvolle Haupstadt konnte die Orkanienzeit zu einer lebensbedrohenden Gefahr werden, sofern sie sich nicht genügend wappneten.  

Wenn draußen vor den Kuppeln der caalanische Ozean unter den alljährlichen Stürmen des Planeten bebte, litten die Caalaer unter schwersten Kälteeinbrüchen und wochenlanger Dunkelheit. Nur wer unter der Hauptkuppel Caalas selbst zuhause war oder sich die notwendigen technischen Gerätschaften leisten konnte, war in der Lage, sein Hab und Gut in dieser Zeit vor den verheerenden Auswirkungen zu schützen.  

Blark und Riynee gehörten zur Schicht der Caagraristen, welche ihren Lebensunterhalt durch den Anbau und den Verkauf von floristischen Nahrungsmitteln bestritten. In jeder Orkanienzeit hatten sie, auch noch zu Lebzeiten Blorgys‘, Verluste zu beklagen, doch nie war es so schlimm gewesen wie im vergangenen Jahr. Ob es nur daran lag, dass Blorgys nicht mehr bei ihnen war, der eine besondere Hand dafür hatte, mit seinen geliebten Gewächsen umzugehen? Technische Hilfsmittel waren ihm immer ein verachtenswertes Greuel gewesen und manchmal war der Eindruck entstanden, dass die Pflanzen nur deshalb wuchsen und gediehen, weil sie es ihm zuliebe taten. Andererseits konnte sich Blark aber auch nicht erinnern, jemals eine derartig lange Sturmperiode erlebt zu haben, und so mochte auch dies der Grund dafür gewesen sein, dass ihre gesamte Ernte die Orkanienzeit nicht überstanden hatte. 

Riynee, die er in dieser schmerzvollen Zeit des Verlustes von Blorgys eigentlich gar nicht mit seinen Sorgen hatte behelligen wollen, war es schließlich gewesen, die darauf drängte, dass sie im neuen Jahr die Hilfe der technischen Errungenschaften in Anspruch nehmen sollten. Das kleine Erbe, das Blorgys ihr hinterlassen hatte, opferte sie vollständig für die Beschaffung der lichtspendenden Caalampions und der wärmenden Schutzkuppeln, an deren Fertigstellung die caalaischen Agrineure nach dem Ende des Sturmes fieberhaft arbeiteten. Vor wenigen Tagen hatte sie die Nachricht erreicht, dass die ersten Exemplare auf dem Markt von Caala zu erhalten waren. 

Blark trieb den alten Tiptan per Sensorsignal zu größerer Eile an. Das gelborange- gescheckte Pferd zuckte kurz mit den Ohren und legte sich gehorsam ins Zeug, um den großen Wagen schneller vorwärts zu ziehen. Sie waren bereits seit anderthalb Stunden unterwegs und bei Tiptans Geschwindigkeit würde es noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bevor sie die Parkarena der Hauptkuppel erreichen würden. Dann trennte ihn noch ein halbstündiger Fußweg vom Markt, denn Blark vermied es generell, sein schwer erarbeitetes Geld für die automatischen Tunnelbänder zu verschwenden.  

Er wusste nicht, um was er sich mehr Sorgen machen sollte: um die unbekannte Frau, mit der er Riynee allein zurückgelassen hatte? Ein Geheimnis umgab sie, und es beunruhigte ihn, nicht zu wissen, ob es ein gutes oder ein schlechtes war. Oder um die Thermkappen, die Schutzkuppeln, die sicherlich so heiss begehrt waren, dass man Streitereien zwischen den Interessenten nicht ausschließen konnte? Seine Hand tastete nach dem Doppellauf im Inneren seiner Kurzjacke, den er sicherheitshalber eingesteckt hatte. Er konnte nur hoffen, dass ihn keiner der Wächter überprüfte, Waffen waren in Caala nicht erlaubt. Ein guter Grund mehr, den Fußweg über die Hängeleitern zu nehmen...  

Und der dritte Punkt, um den er sich Sorgen machte, war seine kleine Nichte Rinook, die irgendwo in diesem Hexenkessel von Stadt mit ihrem Bruder und dessen Freunden unterwegs war. Abgesehen davon, dass er befürchtete, sie könne verloren gehen, weil die Jungen nicht genügend auf sie achteten, war er auch der Meinung, dass Rioos nicht daran denken könnte, dass sich seine Schwester noch nicht so lange in der Stadtatmosphäre aufhalten konnte wie er. Und konnte man dem dreizehnjährigen Mischlingskind eines Caalaers und einer Alaani zutrauen, dass sie ihren halbamphibischen Körper bereits gut genug kannte, um ihn rechtzeitig mit Wasser zu versorgen?  

Das einzige, was ihn in dieser Hinsicht ein wenig ruhiger werden ließ, war die Tatsache, dass Nicha und Archion nicht wie sonst um diese Zeit an ihrem Lieblingsplatz am Tümpel gelegen hatten. Dies musste bedeuten, dass Rinook und Rioos sie mitgenommen hatten. Die beiden Schildkröten waren nicht ohne Grund mit den beiden Kindern aufgewachsen – es waren Aquakröten, ausgestattet mit der Besonderheit, dass sie einen Wasserspeicher unter ihrem Panzer mit sich herumtrugen. Beide waren darauf trainiert, die Lebensfunktionen der Kinder auf telepathischem Weg zu fühlen, und sie in einem akuten Notfall der Unterfeuchtung über eine natürliche Spritzdüse an ihrem Kopf mit Wasser versorgen zu können. Solange Archion bei Rinook war, konnte ihr eigentlich nichts passieren. Und wenn sein Neffe doch ein bisschen aufmerksamer war, als er ihm im Moment zutraute, dann würde er seine Schwester in regelmäßigen Abständen zu einem Aquaspender führen, die in der Stadt an einigen bekannten Stellen errichtet worden waren, speziell um den alaanischen Besuchern einen längeren Aufenthalt zu ermöglichen.  

Als Blark die Höhe des nächsten Hügels erreicht hatte, gebot er Tiptan auf sensorischem Weg Einhalt und gönnte sich für einen kurzen Moment den atemberaubenden Anblick der gewaltigen durchsichtigen Kuppel, die sich im Tal vor ihm erhob. Natürlich wurde auch das Tal von einer Kuppel überspannt, ebenso wie die Ortschaft Saach, an deren Rand sein und Riynees bescheidener Besitz begann - einige Alaktar Land und ihre kleine Farm. Doch keine der außercaalaischen Kuppeln ließen sich mit der vergleichen, die das Herz der Unterwasserwelt überdachte. Die Türme Caalas verschwanden in schwindelerregender Höhe, mit bloßem Auge waren ihre Spitzen nicht mehr auszumachen. Er wandte Tiptan ins Tal hinunter, wo ihm die mit Fahrzeugen und Zugtieren übersäte Parkarena einen Vorgeschmack auf die heutige Besucherzahl in der Stadt bereitete.  

Blark hoffte inständig, dass ihm das Glück sowohl in der Beschaffung der Thermkappen als auch im schnellen Auffinden von Rioos und Rinook hold sein mochte. 
 

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