Die  Perlen  von Caala~Elen  Spielregeln Eingang E-Mail Übersicht
 
Begegnung im Traum A2
„Haak, Haak – bist du schon wach???“ 

Verschlafen blinzelte Haakón aus seiner Schlafhöhle und grummelte was von „und wenn ich es nicht gewesen wäre, wäre ich es jetzt“, bevor er ein Stück zur Seite rückte, um seiner quirligen kleinen Schwester und ihrem ständigen Gefolge Platz zu machen. Das schwarze Tintenfischjunge klammerte sich wie immer furchtsam in ihren hüftlangen roten Haaren fest, aber die vorwitzige Wasserschildkröte machte sich schon wieder über die zarten Blätter her. 

„Verdammt Sabi – kannst du dieser Kröte nicht beibringen, dass sie mein Bett nicht auffressen soll???“ 

Sabriya klaubte das kleine Tier unter seinen Füßen hervor und legte es zu dem gelben Seestern in ihren Schoß, ohne sich vom ärgerlichen Ton ihres großen Bruders beeindrucken zu lassen. Dann rückte sie näher an ihn und schaute ihn mit aufgeregten, großen aquamarinfarbenen Augen an. „Ich habe schon wieder davon geträumt!“ 

Haakón, der immer versuchte, der erstaunlichen Fantasie der Kleinen mit größtmöglicher Ernsthaftigkeit zu begegnen, legte einen Arm um seine Schwester und munterte sie auf: „Na,dann schiess los, Qualle. Wieder dieses seltsame Tier?“ 

Sabriya nickte und während ihre kleinen Finger nervös an den grünen Schwimmhäuten dazwischen knubbelten, berichtete sie. 
„Ich war wieder in diesem fremden Land und habe mich in einem Wald verirrt. Ein Wald ohne Wasser und stell dir vor, Haak, ich war schon stundenlang gelaufen und hatte immer noch Luft! Auf einmal kam das weiße Tier von einem Baum herunter und ist in meine Arme gesprungen. Ich durfte es streicheln und es hat sich ganz weich angefühlt. Dann hat es mit mir gesprochen!“ 

„Es kann sprechen?“ fragte Haakón. Das war neu. 

„Ja, und es hat zu mir gesagt: Sabriya, du musst im Tempel suchen. Was ist ein Tempel, Haak? Und was soll ich suchen?“ 

Haakón runzelte die Stirn. „Taran hat mir mal von einem Tempel erzählt. Das sind schöne große Gebäude, in denen Feierlichkeiten stattfinden.“ Er strich der Kleinen über den Kopf. „Tut mir leid, Qualle, ich weiss auch nicht, was du suchen sollst. Vielleicht erzählt es dir dein kleiner Freund in einem nächsten Traum?“ 

Das kleine Mädchen zupfte an ihrem blaßlila Kleid aus Seerosenwebstoff und zappelte mit den nackten Füßchen. „Gehst du heute zu Taran?“ fragte sie dann. 

Haakón nickte. „Ich reite später mit !Nar rüber nach Caala. Taran will mir ... äh...“ Haakón stockte. Er konnte seiner kleinen Schwester unmöglich erzählen, was sie wirklich vor hatten. „...auf dem Markt etwas zeigen.“  

„Nimmst du mich mit?“ Sabriya setzte ihren „niemand-kann-mir-widerstehen“ Kulleraugenblick auf. 

Haakón grinste. „Nix da, kleine Qualle. Da helfen auch deine wunderschönen Augen nichts.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Nase. „Komm mit mir frühstücken. Mam wäre bestimmt traurig, wenn du heute nicht da wärst. Sie und Pap wollen dich doch heute zu den Delphinen mit rausnehmen!“ 

Die Enttäuschung in Sabriyas Blick wich ein wenig. „Fragst du Taran wegen dem Tempel?“ 

Ihr Bruder schaute sie überrascht an. „Was soll ich ihn fragen?“ 

„Ob er weiss, was das weiße Tier gemeint hat. Vielleicht kennt Taran das weiße Tier? Bitte, Haak!“ 

„Schon gut, Kleines. Ich frag ihn.“ Er lächelte sie an und schwang sich von der Schlafempore herunter. „Dann komm jetzt. Und vergiss deine Kumpels nicht!“ 

Die Geschwister schwammen hinüber zum Wohnbereich, wo ihre Mutter schon mit dem Frühstück auf sie wartete. 

Haakón verbarg seine Unruhe. Er hatte Taran schon einmal von den seltsamen Träumen seiner kleinen Schwester erzählt. Sein caalaerischer Freund war der Meinung, dass Sabriya ein weißes Eichhörnchen gesehen hatte, ein Tier, dass er aus der Heimat seiner Vorfahren, der Llacaaner, kannte. Und damit etwas, dass die Kleine unmöglich kennen konnte. Und jetzt erzählte sie von einem Tempel. Auch etwas, das Taran kannte. Nachdenklich brachte er sein Frühstück hinter sich. 

*** 

Etwa eine halbe Stunde später eilte er auf dem Rücken seines Orcas !Nar in Richtung der Unterwasserstadt Caala. 

Weiter geht es so: 

Die Sage von der Meerjungfrau - E2 (Jehuda)