Mystique Teil 7a
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Der Schlangenknopf gab dem Druck willig nach, doch erst einmal geschah nichts und kein Laut war zu hören, weder Klingeln, Schellen, noch Glockengeläute. 

Dann aber klappte urplötzlich inmitten des Tores ein bis dahin unsichbares Fenster auf. Heraus schaute mit grimmigen Gesichtsausdruck eine Art grünhäutiger Schrumpfkopf mit triefender Knollennase und wetterte: "WAS IST EUER BEGEHR?"

"Äh...äh...wir...", stotterte Robyn.

"WAS WOLLT IHR?" brüllte der Schrumpfkopf nicht gerade ermutigend. "ICH HABE NICHT DEN GANZEN TAG ZEIT!"

Robyn schluckte schwer und nahm all ihren Mut zusammen. "Wir möchten bitte gerne hinein. Wenn's recht ist."

"WARUM SAGT IHR DAS NICHT GLEICH?"

Der Schrumpfkopf verschwand und das Fenster wurde zugeschmettert. Gleich darauf stöhnten und kreischten Hunderte von Scharnieren und Zahnrädern und das große Tor neigte sich mit einem solchen qualvollen Ächzen langsam nach hinten, dass Robyn überzeugt davon war, dass die Ketten bersten und das Tor auf dem Boden zerschellen lassen würden.

Doch nichts dergleichen geschah. Als das Tor - das gleichzeitig als Zugbrücke fungierte, sich über den Burggraben zu Boden gelegt hatte, hörten die fürchterlichen Geräusche auf der Stelle auf. 

Niemand bat sie herein, kein Schwach- äh Schrumpfkopf begrüßte sie, der Weg in die Stadt war offen. 

"Dann mal los", sagte Robyn laut, sich selbst ermutigend, und setzte vorsichtig einen Schritt nach dem anderen über die Brücke. Dabei warf sie hin und wieder einen vorsichtigen Blick auf auf die silbrige Füllung des Burggartens, die träge im Graben schwappte, als handelte es sich dabei um Öl, das eine ferne Küste verunreinigte. Ein undefinierbarer Geruch drang in ihre Nase, leicht muffig, aber auch wieder frisch wie das Duftbäumchen im Auto ihrer Freundin Hannah, das nach Kiefernnadeln roch. Leicht beißend gleichfalls und das bekam Mork zu spüren, dessen empfindliche Nase sich vor Abscheu kräuselte. Endlich erreichten sie das Mauerwerk der Stadt und traten von der Tor-Brücke nach Siliconia hinein. Sofort begann das Tor hinter ihnen, sich zu erheben und gab dabei die gleichen quälenden Geräusche von sich wie zuvor. Eine Handbreit von ihnen entfernt donnerte darauf hin ein großes Gitter zu Boden und trennte sie vom nun offen liegenden Burggraben ab.

Robyn schaute nach Milky, die die ganze Zeit über kein Wort mehr gesagt hatte und stellte fest, dass die kleine Elfe rittlings auf ihrer Schulter saß, den Kopf auf eine rote Locke gebettet hatte, sich mit den Händen in ihren Haaren festklammerte und tief schlief.

Als sie ihren Blick, noch schmunzelnd, wieder nach vorne richtete, sah sie sich drei Figuren in weißen, die Gesichter verdeckenden Kapuzengewändern gegenüber.

Unerklärlicher Weise schoss ihr genau in diesem Moment die Frage durch den Kopf, was eigentlich anders gewesen wäre, wenn sie den anderen Schlangenkopf gedrückt hätte. Der Anflug einer heftigen Migräne klopfte an ihre Schläfen, doch zum Glück verflüchtigte sich dieses Gefühl gleich wieder.

Der mittlere der drei Weißgewandeten trat nun einen Schritt vor und sprach sie mit sanfter Stimme an: „Bitte folge uns, dass wir dich leiten können“. Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahmen die anderen beiden sie in ihre Mitte, der Sprecher ging voraus und ehe Robyn es sich versah, waren sie auf dem Weg. 

Zu häufig inzwischen mit seltsamen Vorgängen konfrontiert, wehrte sie sich nicht dagegen und genoss die Sightseeing-Tour durch die Straßen von Siliconia. Bis sie am Ende einer wenig belebten Nebenstraße vor einem niedrigen dicken Turm aus grau schimmernden Glasbausteinen stehen blieben. Der Führer der Weißgewandeten griff in die Tiefen seiner Taschen und beförderte einen kleinen weißen Gegenstand ans Licht, den er Robyn mit den Worten "bitte nimm und werfe ihn" entgegenstreckte.

Es war ein Würfel. Beim seinem Anblick kehrte eine undeutliche Erinnerung zurück, die fest mit einer goldenen Kugel verknüpft war. Robyn nahm ihn, ging in die Hocke, um ihn am Boden zu würfeln und fragte: "Was wird passieren, wenn ich den Würfel werfe?"

Aus ihrer Stellung heraus konnte sie erstmalig einen Blick in das Gesicht des Weißgewandeten werfen, wo sie nur eine Sekunde lang den gütigen Ausdruck strahlend hellblauer Augen erhaschte, bevor er sich schnell abwandte. "Es wird entscheiden, was uns innen erwartet", sagte er leise und deutete auf den Turm. 

"Aha", zweifelte Robyn und ließ den Würfel mit leichtem Schwung aus ihrer Handfläche rollen. Er überschlug sich ein Mal, zwei Mal, dann blieb er liegen und zeigte:
 

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