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Aus dem Tagebuch von Lloudo Cander:
10. Tag unserer Reise zur Küste Erst heute finde ich wieder Zeit, einige Zeilen in mein Tagebuch zu schreiben. Die Ereignisse der letzten Tage waren so dramatisch. Viele von uns können jetzt noch nicht glauben, daß unsere schöne Heimat wie vom Erdboden verschwunden ist. Vor zwei Wochen war doch alles noch so friedlich. Wir, daß heißt meine Frau, meine zwei Töchter und ich, hatten beschlossen einen kleinen Landurlaub zu machen, denn im Herbst war Weinernte und wir wollten natürlich das Erntedankfest auf keinen Fall vergessen. Es kam so plötzlich. Viele von uns wurden im Schlaf
überrascht als die Katastrophe begann.
Wir konnten von Glück reden, daß wir nicht in der Stadt waren. Dachten wir jedenfalls. Alles war zerstört. Eine riesige Feuersbrunst war am Horizont zu erkennen und sie schien näher zu unserem Landhaus zu kommen. Auch die ersten Flüchtlinge konnte man in der Ferne ausmachen. Wir beschlossen uns ihnen anzuschließen, denn es war abzusehen, daß wir auch hier bald nicht mehr sicher sein würden. 11. Tag unserer Reise zur Küste Viele von uns fanden auf dem Weg zum „Meer der Muscheln“ den Tod, doch es war die einzige Richtung in die wir hätten gehen können. Es war so als wollte die Natur uns für etwas bestrafen, daß wir nicht getan hatten. So eine Art Sündenbock für die Menschheit. Flüsse versiegten und zahlreiche Gewässer waren von Schwefel und anderen giftigen Substanzen derart verseucht, daß Trinkwasser bald unser größtes Problem wurde. Alle Wege in den Norden wurden von riesigen übelriechenden Sümpfen versperrt und alle Orte, durch die wir auf unserer Reise kamen, waren entweder zerstört oder so verlassen, als ob nie ein Mensch jemals dort gewohnt hat. Es waren ungefähr eintausend Männer und Frauen, die ich führte, denn sie hatten mich, da ich schon oft die Küste besucht hatte, zu ihrem Anführer gewählt. Auch fanden wir keine weiteren Überlebenden der Katastrophe. Es war zum Verzweifeln. 12. Tag unserer Reise zur Küste Gestern abend erkrankte meine jüngste Tochter
Thaalia an einer rätselhaften Krankheit. Sie hatte von dem Wasser
eines Weihers getrunken und war danach bewußtlos zusammengebrochen.
13. Tag unserer Reise zur Küste Heute fanden wir ein verlassenes Bauernhaus. Zum Glück
fanden wir einige Nahrungsmittel und vor allem einen Tiefbrunnen mit leicht
säuerlichen aber trinkbaren Wasser.
15. Tag unserer Reise zur Küste Heute erst erreichten wir die Küste. Alle glaubten nun an Rettung, denn viele Schiffe der großen Seehäfen hielten hier oft, um Trinkwasser aufzunehmen. Manchmal kamen sogar Händler bis in unsere Stadt, um den „Radneler Roten“ zu kaufen, einen Wein der im ganzen Land berühmt war. Doch wir wurden enttäuscht. Wir sahen heute kein einziges Schiff auf dem Meer, obwohl die Winde günstig standen. Manche von uns glaubten auch, sie würden von den mystischen Wasseralaani gerettet. Doch ich glaube nicht an ihre Existenz. Es heißt das es vor vielen hundert Jahren so viele Elendaren gab, daß sie auch das Meer besiedelten. 20. Tag unserer Reise zur Küste Bis heute sahen wir kein einziges Schiff. Scheinbar war die ganze Welt aus den Fugen geraten. Die Stimmung unter den Flüchtlingen grenzt jetzt schon an Verzweiflung. Niemand konnte jetzt mehr zurück und keiner wußte mehr weiter. Irgendwann muß doch ein Schiff auftauchen. 21. Tag unserer Reise zur Küste Auch heute nichts zu sehen außer ein paar seltsamen Fischen am Horizont. 22. Tag unserer Reise zur Küste Ich schien wohl am Strand eingeschlafen zu sein, denn
ich wurde unsanft von einem Strahl eiskalten Salzwassers geweckt.
© Marco
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