Tag 11
Die gute Fairlee hat mir heute morgen ein kostenloses Frühstück spendiert und legte mir dann nahe mich um Arbeit zu bemühen,
da ich sonst auf Dauer nicht im Gasthaus wohnen bleiben könne. Ich sollte Sergeant Uthros in den Forest Ruins fragen, der immer Waldarbeiten anböte und mich
ruhig auch einfach mit den Willow Bewohnern unterhalten, da sie oft Botengänge zu erledigen hätten. Natürlich möchte ich ihr
nicht grundlos auf der Tasche liegen und befolgte also ihren Rat. Da habe ich mir vielleicht was eingebrockt...
Meine "ruhig einfach" Unterhaltungen mit Willow's Bewohnern brachten mir zwei etwas längere Botengänge als erwartet ein -
Castleview das eine Ziel, Grausteinhof das andere. Nach meinen gestrigen Schwierigkeiten von Qeynos nach Willow
zurückzufinden, hatte ich Mühe Panik zu unterdrücken, aber ich traute mich auch nicht die Aufträge abzulehnen...
Der Sergeant wiederum ist ein Typ nach der Art "reichst du mir den kleinen Finger, nehme ich gleich die ganze Hand". Jedes Mal,
wenn ich ihm von einer erledigten Aufgabe berichtete, fragte er ob ich Zeit für noch eine hätte. Und da ich nicht nein sagen
wollte/konnte (wer weiß was einen erwartet, wenn man hier in der Gegend Hilfegesuche abschlägt...) habe ich bis in den späten
Mittag hinein Tiere erlegt - angefangen bei Schildkröten und Dachsen über Spinnen und Tausendfüßler (igitt!) bis hinzu Hirschen.
Irgendwann habe ich dann doch mal abgelehnt, weil ich nicht wusste wie ich es sonst noch schaffen sollte, die Botengänge heute
zu erledigen.
Als ich ihm das mitteilte, lächelte er verschmitzt und reichte mir einen Bogen Papier mit den Worten "Vielen Dank für Eure
ausdauernde Hilfe - ich möchte euch nicht gehen lassen ohne euch mitzuteilen, dass Ihr Euch so ausgezeichnet bewährt habt, dass
ich Euch bei Eurem weiteren Weg unterstützen möchte. Nehmt dieses Empfehlungsschreiben und sprecht mit Berater Vemerik in Nord Qeynos über
Eure beruflichen Zukunftspläne. Er ist ein guter alter Freund von mir und wird Euch gerne weiterhelfen." Keine Frage, dass ich
völlig überrumpelt war. Ich wurde knallrot und stotterte ein Dankeschön. Peinlich! An meinem Selbstbewusstsein muss ich wohl
noch arbeiten... Er versicherte mir noch, dass ich jederzeit willkommen sei, wieder für ihn zu arbeiten und ließ mich dann
gehen.
Ich wollte den Fußweg über Baubbleshire nehmen, doch die Tore waren aus unerfindlichen Gründen verschlossen. Ein freundlicher Zwerg
riet mir ein Boot zu nehmen und zeigte mir auch wo und wie. Da die Überfahrt umsonst war, nahm ich diese Möglichkeit sehr gerne
wahr (und meine Füße freuten sich). Ich fuhr direkt zum Hafen von Qeynos und beschloss als erstes Vemerik aufzusuchen, aber es
stellte sich heraus dass auch die Tore in den Norden von Qeynos gesperrt waren. Viele Reisende hatten ihr Lager vor dem Tor
aufgeschlagen, aber niemand konnte mir sagen was der Grund für das Schließen war oder wie lange es dauern würde.
Also nutzte ich die Zeit, um meine Botengänge zu erledigen, was jeweils erfolgreich war - Flicker Eisenhammer reparierte die
Zangen unseres Dorfschmiedes und die ulkige Sängerin Bupipa sagte zu, zusammen mit unserem Dorfbarden ein Duett
aufzuführen. Allerdings will sie einen Solopart haben, ich habe versprochen es auszurichten, das sollen die zwei unter sich
ausmachen ;-)
Nord Qeynos war immer noch nicht erreichbar und ich beschloss, dem viel gerühmten Antonica einen Besuch abzustatten. Was bin ich
doch naiv! Ich dachte Antonica sei eine Stadt! Mitnichten. Es handelt sich um eine riesige Ebene und beinahe hätte ich meinen
Leichtsinn mit dem Leben bezahlt, denn ich war überhaupt nicht vorbereitet auf die Gefahren, die hier lauerten. Einem Pack
rattenähnlichem Gesindel konnte ich mit Mühe und Not ausweichen, aber dem Angriff eines aggressiven Käfers musste ich mich
stellen, zum Glück mit Erfolg... Das nächste Mal werde ich mich gründlich informieren bevor ich eine Gegend besuche, über die
ich nichts weiß.
Durch Zufall landete ich an einem Bootssteg und da ich für heute genug von Abenteuern und Wanderungen hatte, bestieg ich
kurzerhand ein Boot zurück nach Willow, das dort gerade angelegt hatte. Am liebsten wäre ich gleich auf mein Zimmer und schlafen
gegangen, aber ich gab noch schnell unserem Schmied die reparierten Zangen und
berichtete Kualdin Swoonsong, unserem Barden, von Bapipas Antwort. Er ist auch Waldelf und ein sehr charmanter und schnuckeliger
dazu ;-)
In Grausteinhof konnte ich übrigens dem Angebot einer Marktschreierin nicht widerstehen und habe mir bessere Rüstung
geleistet. Im Nachhinein sollte ich es auch nicht bedauern, denn ich glaube sie hat doch einiges von dem Käferangriff in
Antonica abgehalten. Um noch eins draufzusetzen, habe ich mir im Gasthaus einen Stuhl und ein Bett besorgt, aber das günstigste
genommen was zu bekommen war. Ich brauche unbedingt besser bezahlte Jobs, heute gab es nur Kupferlinge und damit ist auf
Dauer kein Auskommen, muss ich doch schon allein 5 Silberlinge pro Woche für mein Zimmer entrichten. Und mein größter Wunsch ist
ein Pferd, doch da muss ich es mindestens auf 16 Goldmünzen bringen... Gleich morgen werde ich Fairlee fragen, wo ich eine
lukrativere Anstellung bekommen kann. So jetzt noch ein paar Fotografien einkleben und dann werde ich mein neues Bett
ausprobieren.
Tag 12
Ich hatte einen Traum...
...ich wachte auf in einem Verließ, doch in meinem Bett. Rundum gräulichblaue Mauern, der Boden feucht, ich hörte Wasser
tropfen. Doch ich wusste es war nur ein Traum und schloss wieder meine Augen, als plötzlich eine Hand sanft über meine Wange
strich. Erschrocken richtete ich mich auf und schaute umher, doch es war niemand zu sehen. Mein Herz klopfte wie wild, ich
schlief nicht, dies war die Realität! Ich versuchte um Hilfe zu rufen, doch es kam kein Ton aus meinem Mund. Ich strengte mich
furchtbar an, bis sich die Worte endlich formten, kaum zu hören. Daraufhin versuchte ich zu schreien, einfach schreien, wieder
und wieder, mit jedem Mal wurde meine Stimme etwas lauter, aber es war so mühsam, ich presste die Töne mit aller Kraft aus mir
heraus. Schließlich stand ich auf, schweißgebadet, und im nächsten Moment betrat ich einen Raum, ein wohnlich eingerichtetes
Zimmer, mit einem flachen Tisch in der Mitte, zwei Sofas dahinter. Auf dem Sofa zur Rechten saßen zwei Personen und vor ihnen
spielten zwei Kinder wie ich dachte, aber in Wirklichkeit waren es Zwerge, ich kannte sie alle, es waren die Geschwister Falk und
Faye Fantasy sowie die Zwerge Bombur und Muffin. Auf dem Sofa zur Linken saß Luna Rainbow, meine
langjährige Gefährtin und neben ihr Ra'va Lost Dream, meine Freundin, die Necromancerin. Zu ihr sagte ich mühsam "dies ist
ein Traum!", worauf mich alle verwundert, aber nicht ungläubig ansahen. Ich setzte mich neben Ra'va und nahm ihre Hand, was
tröstend auf mich wirkte und Geborgenheit vermittelte. Ich wollte sie gar nicht mehr loslassen, aber dann waren sie alle
auf einmal verschwunden und um mich herum war Feuer. Drei Drachen standen vor mir, zwei riesig, rot und der andere weiß, einer etwas
kleiner, graubraun. Sie waren es die Feuer spien, doch sie verletzten mich gar nicht, ihre Flammen waren nicht auf mich gerichtet,
sondern um mich herum, sie wärmten mich. Und dann kamen sie zu
mir und ließen sich streicheln, denn sie gehörten mir! Es waren meine eigenen gezähmten Tiere, Graham, der rote Drache,
Snowflake, der True Whiteworm und Lestat, mein kleiner Drake...
Als ich dieses Mal richtig aufwachte, saß Fairlee an meinem Bett und tupfte mir die Stirn mit einem Tuch ab. Ich versuchte ihr
zu erklären dass ich Kiwiana bin, Tamerin, und dass ich zurück muss nach Malas, wo ich lebe, wo mein Haus steht, in den
Kristallwäldern. Fairlee nickte, vertröstete mich auf später und sagte ich müsse schlafen, ich sei krank und habe Fieber.
Jetzt ist es Abend, Fairlee brachte mir gerade etwas Fleischbrühe (aber ich bin gar nicht hungrig) und erklärte mir - sie war
anscheinend der Meinung ich sei nun wieder bei Sinnen - dass sie als sie mich am Morgen zum Frühstück habe wecken wollen in einem
erschreckenden Zustand von Verwirrung und mit hohem Fieber vorgefunden habe. Wir gehen beide davon aus, dass ich mich in den
vergangenen Tagen überanstrengt habe, Fairlee schließt auch die Nachwirkung einer eventuellen Vergiftung durch die Spinnen nicht
aus. Ich habe zugestimmt einfach weiter zu schlafen und sie wird gleich morgen früh nach mir sehen.
Der Traum erfordert jedoch dass ich zuerst noch meine Notizen niederschreibe, ich möchte die Erinnerung nicht verlieren, die mir
so unerwartet wieder gegeben wurde: Ich bin Kiwiana, Elder Tamer und Ranger, aufgewachsen in Haven, ausgebildet in Vesper und
Britain, wohnhaft in der Nähe von Malas. Nun ist mir eine neue, weitere Aufgabe gegeben: ich muss herausfinden, was
geschehen ist, warum ich hier bin, was damals geschah, das dazu führte von Kapitän Varlos' Schiff aus dem Meer gefischt zu
werden. Eine Wahrheit kenne ich bereits und nun schmerzt sie mehr denn je: Falk Fantasy, mein treuer Freund, ist tot.
Tag 13
Fairlee brachte mir ein wunderbares Frühstück - ich hatte Hunger wie ein Wolf^^ - und winkte ab, als ich wegen der Bezahlung
nachfragte... Auf dem Tablett lag eine versiegelte Schriftrolle und Fairlee erklärte mir dazu, dass diese Post schon gestern
für mich abgegeben wurde, sie habe mich allerdings in meinem Zustand von weiteren Aufregungen verschonen wollen. Nachdem sie -
obwohl man ihr die Neugier ansah - diskret das Zimmer wieder verlassen hatte, brach ich das Siegel und las diese überraschenden
Zeilen:
Verehrte Kiwiana von Qeynos,
da Ihr Euch sicherlich nicht an mich erinnern werdet, möchte ich mich kurz zurück in Euer Gedächtnis bringen: ich bin die
Dunkelelfin, die ihr verschont, am Leben und in die Freiheit gelassen habt, als Ihr jüngst die Bürgerschaftsprüfung für
Qeynos ablegtet. (für alle Fälle habe ich Euch ein Bildnis von mir beigefügt)
Zwar bin ich in die Schattengefilde von Lucan DīLere zurückgekehrt, aber beunruhigt Euch nicht. Ich habe mir Eure Tat und Eure Worte
sehr wohl zu Herzen genommen und beschlossen, mein weiteres Leben in erster Linie Euch und dem Wohle von Qeynos zu widmen.
Ich werde als Spionin für Königin Antonia Bayle wirken.
Um diese neue Aufgabe zufriedenstellend auszuführen ist es notwendig dass ich im Herzen Freeports tätig bin, ich habe mich also
um die Bürgerschaft für die Stadt beworben und diese auch inzwischen erhalten. Leider war es mir nicht möglich, in der
abschließenden Prüfung einen der Gefangenen zu verschonen. Ich schwöre, dass ich es versucht habe, es gab dort einen armen
Mann, der um Gnade für sich und seine Familie bat, aber bereits der Ansatz meiner Unterhaltung mit ihm führte dazu, dass man
meine Prüfung abbrach und mich davor warnte, Freeport's Herrscher zu enttäuschen. Im zweiten Anlauf habe ich dann jeden einzelnen
Gefangenen sofort getötet, aber ich habe versucht ihnen einen schnellen Tod zu verschaffen.
Ich war schon angehende Kriegerin als Ihr mich im Gefängnis traft und ich werde diese Laufbahn verfolgen und versuchen, in den
engen Stab um Lucan D'Lere zu kommen. Je näher ich ihm bin, desto mehr kann ich für Euch und Königin Bayle verrichten.
Versucht nicht Kontakt mit mir aufzunehmen, dies wäre zu gefährlich für Euch. Ich werde unter einem Decknamen tätig sein und
ich werde mich wieder bei Euch melden, wenn es Neues zu berichten gibt.
Eure treu ergebene
Cazz.
Ich bin sehr erstaunt, überaus erfreut ob der positiven Wirkung die meine Begnadigung hatte, aber nun auch recht besorgt um das
Schicksal dieser jungen Dunkelelfin. Ich habe die Schriftrolle an einem sicheren Ort versteckt und folge nun Fairlee's Rat,
mich noch einen Tag auszuruhen, bevor ich wieder nach Nord Qeynos reise, um mit Berater Vemerik zu sprechen.
Tag 14
Dieses Male waren alle Wege nach Nord Qeynos offen. Ich ging zu Fuß und nahm jeden Auftrag an, den ich auf dem Weg ergattern
konnte, auf diese Weise machte ich nicht nur eine paar neue nette Bekanntschaften, sondern entdeckte auch eine Menge schöner
Plätze wie zum Beispiel den wunderbaren alten Baum in Elddar Grove, auf den ich sogar hinauf musste, um einen Auftrag zu
erledigen. Allerdings hatte ich auch eine Menge Rennerei, die viel Zeit kostete. Dafür klingelt es in meinem Geldbeutel nun
etwas mehr^^
Berater Vemerik hatte ich recht schnell aufgetan und obwohl ich schon ziemlich genau weiß, was ich beruflich weiter machen
möchte, habe ich mir seine Erläuterungen der verschiedenen Kundschafter Laufbahnen genau angehört. Um in der Lage zu sein,
mich für den richtigen Weg zu entscheiden, schlug er mir vor, einige seiner Tests durchzuführen. Ich stimmte zu und wir fingen
direkt an. Der erste Test war sehr einfach, ich musste mir ein Wortgefecht mit dem örtlichen Barden leisten und glücklicherweise
ließ mich meine spitze Zunge nicht im Stich. Ich bestand den Test, aber Vemerik ließ sich überzeugen, dass mich eine solche
Laufbahn eher langweilen würde.
Wegen eines dringenden Auftrages im Oakmyst Wald entschuldigte ich mich für ein Stündchen und kehrte dann zu Vemerik
zurück.
Dann wurde es etwas gemein... Vemerik ließ mich zu den Forest Ruins laufen, um Nattern zu erledigen - kein Problem, bis auf
die ermüdende Lauferei (ich will ein Pferd!). Doch kaum war ich zurück, schickte er mich noch einmal dorthin, diesmal sollte ich
Spinnen töten. Der Sergeant grinste immer nur wenn er mich wieder vorbei rennen sah... Aber um ehrlich zu sein, so sehr
ermüdete es mich gar nicht, denn es machte Spaß siegreich aus den Begegnungen mit diesem Ungeziefer hervorzugehen...
Wieder zurück erteilte mir Vemerik einen letzten Auftrag, ich hatte eine Nachricht zu einem Außenposten in Antonica zu
überbringen, der sich an der südlichsten Brücke im Osten befinden sollte. Auf dem Weg wurde mir manchmal ziemlich Angst und
Bange, denn es trieb sich übles Gesindel dort herum, von den gefährlichen Bären und Wölfen ganz zu schweigen. Ich ließ mich
jedoch nicht aus der Ruhe bringen und gelangte auf geradem Wege zu dem Außenposten. Über meine Botschaft war er äußerst
erzürnt, er konnte sich kaum zurück halten, mir sofort den Hals umzudrehen. Ich hatte keine Ahnung wovon er sprach, aber ich
wusste ich hatte ein Hühnchen zu rupfen mit Vemerik.
Doch als ich bei ihm wieder angekommen war, lachte er nur. Das Ganze sei ein Bluff gewesen, sagte er, aber auf meine Frage, ob
er mein Leben für einen Scherz aufs Spiel gesetzt hatte, gab er zu, dass er wusste wie gefährlich der Auftrag war, andererseits
jedoch genügend Vertrauen in meine Fähikgkeiten gesetzt habe, um sicher zu sein, dass ich es schaffen würde. Nun, ich kann nicht
abstreiten dass mich dieses Lob erfreute. Da es bereits früher Abend war, gab mir Vemerik noch ein wenig Bedenkzeit für meine
endgültige Entscheidung, er schickte mich nach Hause, um alles zu überschlafen.
So bin ich nun wieder in meinem Zimmer in Willow, aber im Grunde weiß ich jetzt schon was ich will. Meine Arbeit für den Sergeant
hat mich bereits sehr befriedigt, ebenso wie die heutige Aufgabe in den Forest Ruins und der Auftrag, der mich in den Oakmyst
Wald geführt hatte. Ich möchte in der Natur unterwegs sein, in den Wäldern...
Tag 15
Noch vor dem Frühstück war ich auf den Beinen, ließ mir von Fairlee ein wenig Verpflegung einpacken und eilte nach Nord Qeynos
zu Vemerik, der gar nicht verwundert war, mich bereits so früh auf den Beinen zu sehen. Um ihn herum standen weitere Ratsuchende und
so musste ich mich ein wenig gedulden, bin ich an der Reihe war. Dann teilte ich Vemerik meine Entscheidung mit. Ich sagte ihm,
dass ich den "Weg des Raubtieres" wie er es nannte, nehmen wolle - ich möchte Ranger werden. Vemerik nickte als habe er
meine Antwort schon erwartet, wies mich aber daraufhin, dass es noch einiger Zeit, Ausbildung und Erfahrung bedürfe, bevor ich den
Titel des Waldläufers würde tragen dürfen. Die Vorstufe dazu sei erst einmal der Predator und dann erfuhr ich, dass es einen
letzten gefährlichen Test zu bestehen gab, bevor ich für diesen Weg reif sei. Im Hafen von Qeynos habe sich eine Bande Räuber
und Mörder
versteckt, der das Handwerk zu legen sei, und ich allein müsse diese Aufgabe ohne Hilfe erfüllen. Einen Ratschlag durfte er
mir erteilen: ich solle mich auf den Anführer konzentrieren - sei dieser erst einmal ausgeschaltet, würde sich der Rest der
Bande voraussichtlich aus dem Staub machen.
Ich machte mich auf zum Hafen, wo es mich einige Mühe und Zeit kostete, das Versteck der Bande aufzutun. Vor lauter Eifer hätte
ich die Begegnung beinahe nicht überlebt, naiv und ohne nachzudenken stürmte ich das Gebäude, um mich gleich darauf in den
scharfen Fängen eines riesigen schwarzen Wachhundes wiederzufinden, dem ich nur mit Mühe entkommen konnte. Zum Glück war ich
schnell genug wieder verschwunden, als dass mich die Bande zu Gesicht bekommen hätte. Nachdem ich einige Wunden notdürftig
versorgt hatte, legte ich mir einen Plan zurecht und unternahm dann einen zweiten Versuch. Diesmal besann ich mich auf meine
erlernten Fähigkeiten, tarnte mich und schlich mich unbemerkt in das Gebäude, das vor Bandenmitgliedern nur so wimmelte. Ich
schaffte es unentdeckt zu bleiben, bis ich den Anführer gefunden hatte und dank meines unerwarteten Überraschungsangriffes war
er - der eine SIE war, eine Dunkelelfin, kurz befürchtete ich, es sei Cazz, aber natürlich war sie es nicht - von Anfang an im Nachteil. Es bedurfte keiner großen Mühen, sie zu erledigen. Wie Vemerik gesagt hatte,
suchte der Rest der Bande daraufhin schleunigst das Weite.
Wieder aus dem Gebäude heraus, erwartete mich eine große Überraschung - Vemerik erwartete mich, um mich zu beglückwünschen und
mir zwei Dinge auszuhändigen, die mich als Predator ausweisen werden - eine fabelhafte Weste sowie einen wunderschönen
Ring. Vemerik erläuterte dazu, dass beide Gegenstände mit Zauberkräften versehen seien, gefertigt von Norraths besten Magiern.
Vemerik versicherte
mir dass wir uns wiedersehen würden, wünschte mir Glück auf meinen Wegen und legte mir ans Herz, fleißig meinen eingeschlagenen
Weg weiter zu verfolgen. Er wolle eines Tages sagen können, dass die berühmte Kiwiana von Qeynos ein Schützling von ihm
gewesen sei. Vor Freude, Stolz und Rührung hätte ich fast losgeheult, aber ich konnte mich noch so lange zurückhalten, bis Vemerik
gegangen war, und dann weinte ich auch nur ein klein wenig im Schatten der riesigen Uhr auf dem Platz, wo mich niemand sah...
Wieder zuhause (meine Güte, ich nenne Willow schon "Zuhause"), umarmte mich eine überglückliche Fairlee so fest, dass ich Angst
bekam, sie würde mir die Rippen brechen und von allen Seiten wurde ich beglückwünscht, sogar der Sergeant hatte es sich nicht nehmen lassen, kurz
vorbeizuschauen und unser niedlicher Barde brachte mir ein Ständchen ;-)
Vielleicht kann ich mich ja eines Tages doch mit dem Gedanken anfreunden, mich hier niederzulassen und mein Leben in Britannien
zu vergessen. Aber noch bin ich nicht so weit. Wenn ich einmal herausgefunden habe, was damals passiert ist, dann vielleicht.