Unerwartetes Weihnachten
"Komm, schnell! Der Fahrstuhl ist noch offen, Martine!"
"Ja, ja die Geschenke sind nicht so leicht wie du denkst!"
Martine und ihr Bruder Sven waren gerade fertig mit dem Kaufen der Weihnachtsgeschenke und rannten zum Fahrstuhl, der sie
zu ihrer Wohnung bringen sollte. Im Fahrstuhl standen schon andere Leute, die anscheinend auch gerade vom Geschenke kaufen
kamen. Da stand zum Beispiel eine alte Oma mit grauen schulterlangen Haaren, einer dicklichen Nase und netten Omabäckchen.
Sven nickte ihr kurz zu, denn er kannte sie vom Sehen. Dann drückte er auf die Nummer 10 und sie fuhren los.
Plötzlich rüttelte der Fahrstuhl und kam zum Stillstand.
"Was ist den jetzt los?", flüsterte Martine ihrem Bruder zu. "Der
Fahrstuhl steht!", antwortete der Bruder genauso leise.
Sven guckte sich um und sah den anderen Leuten die Angst ins Gesicht
geschrieben. Mit ihnen waren noch drei andere Leute im Fahrstuhl. Die alte Oma, außerdem eine Frau mit dichten langen Haaren
und ein junger Mann. Die Frau hatte große Einkaufstüten in der Hand und wirkt nervös. Ein langes blaues Kleid und Schmuck
deuteten darauf hin, dass sie sich für Heiligabend schön gemacht hatte. Der junge Mann trug einen Anzug und hatte einen
Blumenstrauß in der Hand.
"Was ist den jetzt los, soll ich auf den Alarmknopf drücken?", fragte die junge Frau.
"Machen Sie
das lieber sonst sitzen wir hier noch den ganzen Heiligabend fest", antwortete die alte Oma.
Die Frau drückte und es klingelte
einmal kurz laut. "Jetzt können wir uns ja erst mal hinsetzten und nur abwarten", meinte sie.
"Sven, ich habe Angst", meinte
Martine kleinlaut.
"Das brauchst du nicht mein Kind", antwortete die Oma und gab ihr ein Lutschbonbon.
Nach einer Weile fluchte
der Mann "So eine Scheiße, ich wollte doch mit meiner Freundin und Familie Weihnachten feiern!"
"Es bringt nichts sich
aufzuregen, weil wir hier sowieso warten müssen", meinte die Frau.
"Ich heiße Beate Keller. Darf ich fragen wie ihr
heißt?", fragte die Oma.
"Ich heiße Mark Schmidt", sagte der Mann.
"Ich heiße Sven Müller und das ist meine Schwester
Martine", sagte Sven.
"Ich heiße Frida Schuster", stellte die Frau sich vor, "hat jemand nicht zufällig ein Handy dabei?"
Herr
Schmidt meldete sich zu Wort und sagte: "Ich habe eins und rufe jetzt die Feuerwehr an, damit sie uns hier raus holt. Er tippte
die Nummer ein und kurz darauf hörte er eine tiefe Stimme: "Hallo, Feuerwehrwache Oberhausen, wer dort?"
"Hier spricht Mark
Schmidt. Ich und ein paar andere Leute sitzen hier im Fahrstuhl fest!"
"Ja, ich habe gerade eine Meldung bekommen, dass der
Fahrstuhl in Beckenburgerstr.11 stehen geblieben ist. Stimmt das?", fragte der Feuerwehrmann.
"Ja, das stimmt! Und ich wollte
wissen, wann uns endlich geholfen wird!", rief Herr Schmidt etwas gereizt. Der Feuerwehrmann meinte: "Das wird noch eine Weile
dauern, alle Männer sind gerade bei einem Hausbrand und kommen nicht so schnell wieder zurück. Haben sie noch etwas Geduld.
Auf Wiederhören."
Mit einem Vorwurf vollem "Bis bald!" beendete Herr Schmidt das Gespräch.
"Habe ich aber einen Hunger", dachte Sven laut.
Die alte Oma Keller reichte Sven eine Banane und meinte dann: "Da wir hier noch
so lange warten müssen, können wir es uns hier doch etwas gemütlich machen. Ich habe hier einen kleinen Plastikweihnachtsbaum,
den ich eben für meine Wohnung gekauft habe."
"Sven und ich haben etwas Lametta in unseren Tüten, das wir um den Baum hängen
können.", rief Martine und holte das Lametta um es um den kleinen Tannenbaum, der jetzt in der Mitte des Fahrstuhles stand,
zu hängen.
"Ich habe noch ein Paar Christbaumkugeln", meinte Frau Schuster und hing die Kugeln auf. Herr Schmidt holte eine
Packung Keksen aus seiner Anzugtasche und reichte sie herum. Sven riss das Geschenk für seine Mutter auf. Es war eine Kerze
mit einem Ständer und Feuerzeug. Als die Kerze angezündet war, meinte Martine, dass sie ja Weihnachtslieder singen könnten.
Das taten sie dann auch und als es so richtig gemütlich war, setzte sich der Fahrstuhl wieder in Bewegung. In der nächsten
Etage ging die Tür auf und dort standen viele Verwandte und drei Feuerwehrmänner, die anfingen zu lachen. Nach einer Weile
lachten auch die fünf im Fahrstuhl. Dann wünschten sich alle noch ein frohes Weihnachten und gingen in ihre Wohnungen um
endlich richtig Weihnachten zu feiern.
copyright Nils Meier, 13 Jahre (31.12.04)