Dies ist die Geschichte von
Sir Arthur Goldalming und um sie zu verstehen werden wir wohl ein
wenig zurück gehen müssen, also folgt mir bitte in das, zumindest
wohl für den bemitleidenswerten Sir Arthur, dunkle Jahr 1847. Es war
das Jahr in dem sich jenes unbegreifliche, jedoch fatale Missgeschick ereignete.
beginnen wir also ganz am Anfang:
Die kalten Januarmonate erhellte ein ganz besonders
reizendes Licht Sir Arthurs Tage. Frisch verlobt teilte er seine Zeit mit
der bezaubernden Lucy (noch) Westenra. Die Heirat war schon geplant und
wäre nicht jene verhängnisvolle Nacht in Whitby gewesen könnte
ich an dieser Stelle wohl aufhören zu berichten, doch Lucys dunkle
Begegnung mit einem gewissen Grafen im nächtlichen Hafen sollte nicht
ohne Folgen bleiben. Oh, bedauernswerter armer Arthur, es brach ihm das
Herz Lucy an ihrem Blutverlust dahinsiechen zu sehen- die zwei kreisrunden
leicht ausgefransten Biss-Wunden an ihrem Hals entdeckte man viel zu spät,
aber immerhin noch früh genug um ihre reine junge Seele noch zu retten.
Und wie sie nun da tot, säuberlich mit Pflock im Herzen ruht, fallen
die Tränen des trauernden Arthur still wie der Schnee an jenem Weihnachtsmorgen
auf ihren Sarg.
Und so verging nun Jahr um Jahr, so viele
einsame Weihnachtsfeste doch das Glück wollte nicht zu ihm zurückkehren,
es war weit, weit fort gegangen.
An irgendeinem Ort, den unsereins nicht einmal
beschreiben kann, denn jedes unserer Worte wäre zu plump, sah man
jedoch Sir Arthurs Tragödie mit anderen Augen, ja ganz anders,
denn man hatte ein wirkliches Problem damit! Das wird nun nicht einfach
zu erklären sein, aber wenn ihr nur einmal kurz bereit wäret
all eure Vorurteile und Überzeugungen Arthurs Glück hinterher
zu schicken, will ich es gern versuchen.
An jenem unbenannten Ort also scharen sich Gestallten,
geschaffen von wem auch immer und am Leben gehalten durch den unschuldigen
Glauben der Kinder und die Geschichten der Erwachsenen. Eine unter ihnen
war die zauberhafte Zeit, und zwar eine ganz, ganz besondere, nämlich
die Zeit der Weihnacht. Unter bunten Osterhasen, blitzenden UFOs,
süßen Feen und anmutigen Einhörnern, kugelrunden Nikoläusen,
der (durchaus gefährlichen) Ewigkeit, kichernden Hexen und Zauberern,
mutigen Romanhelden, dicken kleinen Trollen und noch soooo vielen unbeschreiblichen
anderen, strahlte sie am allerhellsten, bewegte sich am ehrwürdigsten
und konnte so wunderbar singen, das es einem die Tränen in die Augen
trieb.
Und wie sie aber nun den armen glücklosen
Arthur Jahr um Jahr weinend unter dem einsam brennenden Baum sitzen sehen
musste, wurde sie schrecklich traurig... Ihre Tränen waren silberne
Perlen und die ergossen sich über den ganzen Boden. Die Weihnacht
war furchtbar krank vor Trauer. Und alle Zauberwesen mussten mit ihr leiden,
denn nicht einer von ihnen hätte ohne ihre wunderbare Musik leben
können, doch ihre Kehle entrann nur noch ein Schluchzen und Seufzen.
Man konnte es nicht mehr mit ansehen und so beschloss
eine kleine, für ihr junges Alter von 333 Jahren sehr mutige Weihnachtselfe
sich auf den Weg zu machen um den einzigen Retter zu holen. Hierbei muss
ich sagen, auch das ist kein leichtes Unternehmen, denn wirklich zu ihm
gelangen kann das kleine Wesen gar nicht. Ich will versuchen das zu erklären
und hoffe diesen doch etwas komplizierteren Gedankengang möglichst
verständlich machen zu können.
Wo liegt der Unterschied zwischen Glauben und
Wissen? Ihr müsst nun mir glauben wenn ich sage für jenes Wesen
bestand er nicht! Aber wer von uns könnte ganz mit reinem Gewissen
sagen: Ich weiß, es gibt Weihnachtselfen! ? Ja und gerade da liegt
das Problem des tapferen Wesens, denn wie soll etwas, das es nicht wirklich
geben kann zu uns gelangen? Um niemanden auszuschließen ziehe ich
auch in Betracht, es könnte tatsächlich doch Menschen geben,
für die Elfen Wahrheit sind, doch die Suche nach solch jemanden würde
sicherlich den Rest ihres Lebens für sich beanspruchen! So, was also
tun? Welch ein großes Glück, dass Weihnachtselfen nicht verzweifeln
können. Und so blieb ihr fester Glauben erhalten und das große
Wunder konnte geschehen.
Wieder einmal ein einsamer Weihnachtsabend, Arthurs
Haus wurde nicht einmal vom warmen Licht eines strahlenden Baumes erhellt
und auch seine Tränen waren versiegt so das Schweigen sich in den
Mauern breitgemacht hatte und alles andere ersticken musste.
Neben Arthur, dessen glasiger Blick dem fallenden
Schnee folgte ohne ihn wirklich zu sehen, saß Little Mina, eine kleine
schwarze Katze, die Arthur einst seiner geliebten Lucy unter den Weihnachtsbaum
gesetzt hatte.
Es war niemanden, nicht einmal Arthur, aufgefallen,
aber das treue Tier hatte sehr ungewöhnliche Augen, ja und auch eine
unglaubliche Fähigkeit. Es hat nämlich die flehende kleine
Weihnachtsfee spüren können. So fühlen wohl viele Tiere,
denn für sie sehen Wahrheiten ganz anders als für uns aus, doch
Little Mina war etwas ganz besonderes, nach Lucys Tod schien ein Teil ihrer
Seele in die kleine Katze übergegangen zu sein. Und wie sie nun das
unaufhörliche Flehen fühlte, schlich sie auf leisen Pfoten an
Arthur heran, wohl wissend die einzige zu sein, die ihm den Weg weisen
konnte um die verletzte Weihnacht zu retten. Sie musste es schaffen Arthurs
Herz, das er ganz und gar in Stein eingeschlossen hatte zu erreichen. Sie
strich um seine Knie und begann leise aber drängend zu maunzen. Es
dauerte eine ganze Weile aber dann geschah worauf man so gespannt gewartet
hatte. Er sah herab und sah Little Mina an. Ihre Augen- Arthur sah geradewegs
in die Augen Lucys! Nach einem überraschten Aufschrei spürte
er wie warme Schauer seinen Körper durchfuhren und das Zimmer war
erfüllt von einem unglaublich schönen Licht.
Wieder blickte er in Lucys Augen und er begann
so viel zu verstehen!
Er konnte die Perlen fallen hören, die Perlen
der trauernden Weihnacht klangen jetzt unglaublich wahr in seinen Ohren.
Die tapfere Fee und Little Mina hatten ihm, alleine durch ihr Vertrauen,
die Augen geöffnet und was er sehen konnte ließ ihn Trauer und
Schmerz ganz vergessen! Und in diesem Moment erklang im Zimmer ein Gesang,
der so wunderschön war, das Arthur nichts mehr fühlte außer
Freude, die ihn durchströmte und die einfach überall war. Nicht
einmal jener Graf, der Lucys Leben stahl hätte sie ihm nehmen können!
Er blickte in die bernsteinfarbenen Augen der Weihnacht und hörte
den Jubel der Feen, das freudige Schnauben der Einhörner, das glückliche
Grunzen der Kobolde und das Lachen und Glucksen der Hexen.
Er begann schnell alle im Haus zu findenden Kerzen
zusammenzutragen und anzuzünden. Und im warmen Licht des Glückes,
das die Weihnacht Arthur schenkte, möchte ich nun enden. Und auch
wenn vielleicht nicht Little Mina bei euch herumstrolcht, wer weiß,
die Wahrheit und das Glück können sich überall versteckt
haben. Haltet die Augen offen ! |