Der Zaubereimer 
Es begab sich zu einer Zeit, da war es üblich einen großen Ofen in der Küche zu haben in dem das Feuer herrlich prasselt. Draußen war es duster und bitterlich kalt. Unsere Reise beginnt in einem Bauernhof irgendwo ganz tief am Ende eines Dorfes. 

Johanna, ein kleines dunkelhaariges Mädchen lebte dort auf einem alten Bauernhof. Der Vater war schon vor langer Zeit gestorben und so lebte sie denn mir ihrer Mutter und einer Magd in einfachen Verhältnissen. Sie hatten nicht viel zum Leben, es reichte aber immer um nicht hungern zu müssen. 

Sie zogen Gänse, pommersche Gänse und lebten vom Verkauf der Eier, vom Fleisch und von selbstgenähten Gänsedaunenkopfkissen und Bettdecken. Johanna musste immer fleißig mithelfen auf dem Bauernhof. Ihre Aufgabe war es die Gänse zu füttern und ihnen Wasser zu geben. 

Wie sie eines Tages Morgens erwachte und aus dem Fenster sah, da war auf einmal alles verschneit. Die Berge in der Ferne trugen dicke Schneemützen, die Tannenzweige bogen sich fast hinab mit der schweren Schneelast und die Gänse konnten kaum durch den Schnee stapfen, sie schoben ihn mit ihren Bäuchen vor sich her. 

Johanna freute sich sehr über den Schnee und zog sich geschwind an um die Gänse zu versorgen. Sie brachte ihnen Futter und bewunderte die unendliche weiße Pracht, die eine so herrliche Stille über die Landschaft brachte. In der Ferne glitzerte es, dass es nur so eine Wonne war. 

Johanna konnte nicht anders und lief hinaus in den Schnee, sie tobte über das verschneite Feld und kam an den Waldrand. Dort sah sie im verschneiten Dickicht etwas dunkles aus dem Schnee ragen. Neugierig machte sie sich auf, das näher zu untersuchen. 

Sie ging ganz nah heran und tastete vorsichtig mit ihren Fingern im Schnee nach diesem Gegenstand, sie zog daran und heraus kam ein alter verbeulter Eimer. Er hatte einen Holzgriff und war aus altem Blech. Johanna nahm den Eimer an sich und trug ihn zum Haus. 

In ihrem Zimmer nahm sie einen alten Lumpen und putze den Eimer, sie wischte all den Schnee und den alten Dreck ab, er fing langsam an zu glänzen, dann rieb sie liebevoll auch das innere des Eimers ab. 

Plötzlich hörte sie eine Stimme die zu ihr sprach "Johanna, ich bin es, der Eimer, ich bin ein verwunschner Prinz. Bau mir einen Brunnen und stelle mich dort hinein, dann erlöst du mich von meinem Fluch und dir soll es fortan immer gut gehen" 

Johanna erschrak zunächst sehr und lies den Eimer fallen. Dann besah sie ihn sich vorsichtig genauer und war wieder magisch von diesem Eimer angezogen. Der Eimer sprach "Johanna, habe keine Angst, ich bin wirklich ein Prinz und du hast ein gutes Herz, so hilf mir bitte und baue mir einen Brunnen damit ich erlöst bin, ich wurde von der Waldhexe verzaubert und musste mein Dasein als verbeulter Eimer fristen" 

"Aber" sprach Johanna: "ich bin doch noch ein Kind, ich kann doch keinen Brunnen bauen!" "Doch" sprach der Eimer: "Du bist ein schlaues Kind, lass dir etwas einfallen, nur bitte, bitte hilf mir!" 

Da wurde Johanna nachdenklich, der Eimer tat ihr unendlich leid und sie wollte ihm gerne helfen. So ging sie hinaus in den Schnee zu den Gänsen und dachte nach wie sie dem Eimer helfen könnte. Plötzlich hatte sie eine Idee, sie ging hinaus auf das Feld und schob soviel Schnee zusammen, wie sie nur bekommen konnte. Daraus baute sie feierlich einen Schneebrunnen. Sie formte den Schnee zu kleinen Mauersteinchen und setzte diese zusammen bis sie einen hohen Rand hatte der ihr bis zum Bauch ging, dann formte sie liebevoll aus dem Schnee eine Zisterne, an der man den Eimer hinablassen konnte in den Schneebrunnen. 

Langsam begann sich der Abend zu nähern und die Sonne machte sich auf in ihr Nachtgemach zu gleiten, Johanna musste sich beeilen, sie lief schnell zu ihrem Zimmer und holte den Eimer, aus dem Schuppen nahm sie noch ein Seil mit. Sie rannte mit dem Eimer und dem Seil zu dem Schneebrunnen. 

Dort band sie den Eimer an das Seil und das Seil an die Schneezisterne, dann lies sie den Eimer in den Schneebrunnen hinab. 

Es grollte, wurde taghell und es funkelte überall und plötzlich stand ein wahrhaftiger junger schöner Mann vor ihr. Der Prinz! Er war entzaubert! 

Und er hielt sein Versprechen! Sein Vater, der König lies ein riesiges Fest ausrichten zur Freude seinen Sohn wiederzuhaben. Johanna wurde geehrt und gepriesen, ihre Mutter und die Magd wurden reich beschenkt und so kam es, dass sie fortan in Wohlstand lebten und sich nie wieder Sorgen machen mussten was sie denn nächste Woche essen sollten. 

Und jeden Weihnachtsabend feiern sie mit der Königsfamilie ein riesengroßes Fest und erinnern sich an Johanna, den verbeulten Eimer und den Schneebrunnen. 

Und wenn sie nicht gestorben sind, so feiern sie auch dieses Jahr noch ein riesengroßes Fest am heiligen Abend.