Eine Eisbärenweihnachtsgeschichte Roger Nelke am 07.12.97 So, jetzt setzt Euch mal alle hin und seid ruhig. Ich erzähle Euch jetzt eine Eisbärenweihnachtsgeschichte. Nein, es interessiert mich nicht, was Ihr von solchen Geschichten haltet. Und tut jetzt nicht so, als würdet Ihr jeden Tag Eisbärengeschichten hören. Das glaube ich Euch ja doch nicht. Warum es ausgerechnet eine Eisbärengeschichte sein muß? Jetzt hört sie Euch doch erst einmal an. Danach können wird dann über den Sinn und Zweck von Eisbärengeschichten reden, oder wir können auch einen heißen Kakao trinken - was Euch lieber ist. Überhaupt - der Grund ist doch egal, und wenn ich Euch erzählen würde, daß die Fee gerne Eisbären mag, dann sehe ich schon die Fragezeichen aus Euren Augen purzeln. Und ich höre schon die Fragen: „Was hat den eine Fee mit Eisbären zu tun ? Was hat eine Fee überhaupt mit Weihnachten zu tun? Und Eisbären erst!" - Also sage ich das erst gar nicht. So jetzt seid aber endlich still, damit ich die Geschichte erzählen kann. Also Ottomar - das ist unser Eisbär - hatte natürlich schon von Weihnachten gehört. Seine Tante Nadja lebte im Hamburger Zoo. Dort ging es zu Weihnachten immer hoch her. Da gab es das Wärterweihnachtsfest, wo immer alle so lustig waren, und die Kinder welche die Tiere besuchten waren auch stiller als sonst, als würden sie auf etwas warten was sie nicht verpassen wollten. Das alles hat Nadja an Ottomar geschrieben, der dadurch ganz wild darauf wurde einmal ein Weihnachtsfest mitzumachen. Nein, natürlich ist Nadja nicht auf die Post gegangen und hat sich eine Briefmarke geholt. Habt Ihr etwa schon mal einen Eisbären auf der Post gesehen? Also, da seht Ihr’s. Nadja hat natürlich die Eisbärenpost benutzt, so wie wir die Menschenpost benutzen. Eisbären sind sehr intelligent. Sie wissen schon was sie machen müssen, wenn sie einen Brief verschicken sollen. Nein, ich weis nicht wie die Eisbärenpost funktioniert - ich bin kein Eisbär, oder? Es reicht ja wohl, das Ottomar den Brief erhalten hat. Wie sollte den das wohl gehen, wenn es keine Eisbärenpost gäbe? Jetzt musste Ottomar natürlich überlegen, wo er Weihnachten feiern sollte. Bis zum nächsten Menschendorf hätte er wohl einige Monate laufen müssen. Es blieb aber nicht mehr soviel Zeit bis zum Weihnachtsfest, und er glaubte auch nicht, daß er einen Menschen davon überzeugen könnte im April noch einmal Weihnachten zu feiern. Es gab aber ganz in der Nähe eine Forschungsstation, welche auch im Winter belegt war. Dort würde er hingehen um Weihnachten zu feiern. Nun gehören zu so einem Weihnachtsfest natürlich Geschenke. Also hatte Ottomar ein paar Fische eingepackt. Und weil er ja unangemeldet kommen wollte, und die Forscher deswegen sicher kein Geschenk für ihn hätten, packte er noch ein paar Fische dazu. So stampfte er dann schwerbeladen auf die Station zu. Nun könnt Ihr Euch sicher vorstellen, was so ein Forscher sagt, wenn ein Eisbär auf ihn zugelaufen kommt. Das wäre sicher auch so gekommen, wenn Ottomar nicht diesen riesigen Berg Fische mit sich geführt hätte. Die Forscher verstanden zwar sehr viel von Eis und Wolken, aber überhaupt nicht von Eisbären oder von Eskimos. Als sie ihn also kommen sahen, überlegten sie, was das wohl sein könnte. Einer von ihnen, der viele Bücher über Indianer gelesen hatte, kam endlich auf die Idee: „Ein Medizinmann der Eskimos. Er will uns Weihnachtsgeschenke bringen". Das verstanden nun alle, und so wurde Ottomar lebhaft begrüsst. Da sowieso keiner der Forscher Eskimoisch kannte wurde er auch nur mit ein paar „Ich Freund" und „Du essen?" belästigt, auf die aber sowieso keiner eine Antwort erwartete. Als dann die Fische gebraten waren, und die Forscher aus Orangensaft und Rum einen Weihnachtspunsch gebaraut hatten wurde es noch ein richtig schönes Fest. Alle fanden, das der Eskimo zwar etwas brummig, aber doch ein netter Kerl sei. Und so verlebte Ottomar ein schönes Weihnachtsfest, und seine Tante freute sich darüber, als er ihr in einem Brief davon erzählte.
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