Der
Tuemmler lag erneut ganz still und nah bei uns im Wasser. Die Jeans liess
er vor sich treiben, holte sie nur ab und zu mit dem Schnabel nach oben,
wenn sie zu versinken drohte.
Es wurde immer dunkler. Am klaren Nachthimmel zeigten sich die ersten Sterne und Georg legte neues Holz auf das prasselnde Feuer. Wir sassen entspannt da, oeffneten von dem Vorrat an franzoesischem roten Landwein eine Flasche nach der anderen, unterhielten uns (ich erfuhr, dass Georg ein deutscher Biologe war, Meeresbiologe, und sich vorwiegend mit Walen und Delphinen - ach? – beschaeftigte), bestimmten die Namen der Sternbilder und vergewisserten uns immer wieder, dass der Delphin noch da war. Er ruehrte sich kaum vom Fleck, war aber offensichtlich nicht hungrig oder mochte die Folienkartoffeln nicht, die wir ihm angeboten hatten. Von Zeit zu Zeit hielt er sich mit leichten Bewegungen seiner Flossen (Flipper. wie sie der Experte Georg nannte) im Gleichgewicht und brachte damit die dunkle Wasseroberflaeche zum Kraeuseln. Wann immer ich zu ihm hinblickte... wie er so ruhig da lag und die Jeans zu bewachen schien... durchrieselte mich ein wohliges Gefuehl. Kurz vor Mitternacht - wir waren ein wenig muede geworden und hatten eine Weile nichts gesprochen, unseren Gedanken nachgehangen, fragte Georg ploetzlich mit seltsam veränderter Stimme (schneidend) erschreckend klar und laut in die Stille: "Will er uns vielleicht etwas mitteilen... oder - Dir?" Ich zuckte
zusammen, als der Delphin kurz die Wasserflaeche mit seiner Schwanzflosse
peitschte.
Doch Georg schien mich gar nicht zu hoeren. Er begann, seine Pfeife zu stopfen. (hastig) "Sprechen wir einmal von deinem verstorbenen Freund." Ich froestelte und rueckte etwas naeher an das Feuer. Ein paar herumliegende Holzstuecke warf ich hinein und es loderte auf. Georg sprach weiter. (schnell) "Du hast mit ihm Schluss gemacht... er hat dich enttaeuscht. Dann wolltest du ihn trotzdem zurueck... du liebtest ihn noch. Du wusstest aber nicht, ob er dich noch liebte... vielleicht doch bereit gewesen waere... sich fuer dich zu aendern. Er sollte auch keine Gelegenheit mehr haben... es dich wissen zu lassen. (erregt) „Die Jeans! Diese Geschichte mit der Jeans!! Du hast mir erzaehlt, dass er sie immer trug, wenn er diese Auftritte mit seiner Band hatte. WARUM DIESMAL NICHT? Sie stand zur Verfuegung, war sogar frisch gewaschen, hing ueber seinem Stuhl, er wusste, dass sie da war, WAS VERANLASSTE IHN, sie an diesem Abend nicht anzuziehen?" Er war inzwischen aufgeregt umhergelaufen, jetzt stand er unangenehm nahe vor mir und zwang meinen Blick in seine Augen. "Ahnte er vielleicht irgendwie, dass er dich nicht mehr wiedersehen wuerde? Dass er dir nicht mehr wuerde sagen koennen, dass er dich liebte? Und wenn es so war - was sollte er tun?" Ganz
nah brachte er sein Gesicht dem meinen. Ich spuerte seinen warmen
Atem.
Er fluesterte:
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