Die
Sonne ging unter. Wir redeten nicht. Die Schoenheit des Naturschauspiels
grub sich in unsere Herzen, und obwohl wir zu zweit waren, waren wir doch
zwei zu wenig.
Aber da gab es jemanden, der uns unsere truebsinnigen Gedanken nicht zu Ende denken liess. Bevor das letzte Stueckchen Sonne am Horizont verschwand, war der Tuemmler wieder da. Diesmal sahen wir gleich seine hohe sichelfoermige Rueckenflosse, wie sie pfeilschnell durch das Meer auf uns zupfluegte und mir blieb fast das Herz stehen, denn er schien nicht anhalten zu wollen. Doch kurz vor Erreichen des Strandes stoppte er, schnellte aus dem Wasser und schleuderte mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes einen zuerst nicht erkennbaren Gegenstand direkt vor meine Fuesse. Ich hielt ihn fuer einen langen Bueschel dunkler nasser Algenblaetter, doch als ich ihn aufhob, hielt ich - eine Hose in den Haenden... Robs Levis! Ich traute meinen Augen kaum, aber sie war es wirklich - schwer vor klumpiger Naesse zwar, aber unverkennbar durch das Loch im Knie und den schwarzen Lederflicken. Bevor ich mich von der Überraschung auch nur erholen konnte - ich kniete noch auf dem Boden - sprang der Delphin aus dem tiefen Wasser heraus auf den Strand! Er plumpste schwerfaellig auf den nur spärlich mit Wasser ueberspuelten Sand, robbte unter Zuhilfenahme seiner Schwanzflosse in unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu, schnappte mir die Jeans mit seinem Maul aus den Haenden, warf sich herum und verschwand auf diese Art genauso schnell wie er gekommen war. Lautes massiges Klatschen verkuendete uns seine gelungene Rueckkehr ins tiefe Wasser. Georg neben mir war aufgesprungen und fassungslos schauten wir dem Delphin nach, wie er mit seiner Beute im Schnabel, froehlich quiekend und springend durch die Bucht tollte. "Das ist doch nicht wahr", kraechzte ich, meiner Stimme nicht mehr maechtig, "das habe ich eben nur getraeumt, richtig?" "Ich fuerchte, nein", erwiderte Georg und zog mich neben sich auf den Baumstamm. "Jetzt
erzaehle mir bloss nicht, es sei ueblich, dass einem Delphine auf den Strand
folgen und Kleidungsstuecke aus den Haenden reissen!" entruestete ich mich.
"Ueblich ist es zwar nicht - aber durchaus moeglich. Warte - lass mich ausreden! Es ist wirklich schon beobachtet worden, dass Grosse Tuemmler Fische bis auf Straende gejagt haben, um sie dort zu fangen. Und sich dann mit Hilfe ihrer Schwanzflossen wieder zurueck ins Wasser befoerdert haben. Nur - ich kenne diese Beobachtungen einzig von Grossen Tuemmlern vor Mexiko. Selbst gesehen habe ich dieses Verhalten noch nicht. Aber wer weiss? Vielleicht ist unser verrueckter Delphin hier ja von Mexiko gekommen? Und haelt deine Bluejeans fuer eine ganz besondere Art Fisch?!?" Ich schaute ihn zweifelnd an. Georg deutete auf das Meer. "Sieh doch - da ist er wieder!" |