Leichter Regen prasselte auf
seinen ledernen Umhang, die herabfallenden Tropfen liefen in glitzernden
Kugeln an seinen Beinen und seinem Schild Richtung Boden. Von weitem sah
es so aus, als würde er in einem Meer von Sternen duschen.
Er bewegte sich langsam in die Nähe des Eingangs, seine Hände zitterten und sein Herz raste. Er wußte, es gab keinen Weg zurück, nichts konnte er jetzt noch tun, um dieser Begegnung auszuweichen. Er hielt sein Schwert, das gezeichnet von vielen Kämpfen, in seiner rechten Hand einen Platz fand. Er würde bald erfahren, wie dieser Tag zuende gehen sollte. Seine Schritte führten ihn immer näher an die Höhle heran, er konnte die Dunkelheit, die sich hinter der Öffnung ausbreitete, nicht durchdringen. Da war ein Geräusch, etwas bewegte sich. Er hielt inne in seinen Bewegungen, stand starr, wie angewurzelt. Lauschte in die Dunkelheit, versuchte zu sehen, doch nichts. Es war wieder ruhig geworden, ganz langsam setzte er seinen Weg fort. Nur noch ein paar Meter und er würde in das unbekannte, angsteinflößende Dunkle eindringen. Er hob sein Schild, das seine Linke hielt, um nicht durch einen schnellen Hieb zu Boden geworfen zu werden, noch bevor er sein Schwert hätte benutzen können. Ruhig und besonnen bewegte er sich weiter auf den Eingang, zum Schlund der Dunkelheit, zu. Seine ledernen Stiefel drückten sich in den Morast und ließen seine Schritte für eine kurze Ewigkeit als Mahnmal für andere hinter ihm. Es war ihm klar, es gab keinen Weg zurück. Er mußte es jetzt tun, würde er zögern so würde er den Untergang der Sonne niemals wieder sehen, würde niemals wieder die warmen und Freuden spendenden Hände einer jungen Frau auf seinem kräftigen Körper spüren, ihre Lippen genießen und ihren Atem vernehmen. Langsam breitete sich Unruhe in der Dunkelheit der Höhle aus. Er machte sich bereit, bereit für einen Kampf, den nur ein Wesen lebend überstehen würde. Sein Herz raste immer schneller, seine Muskel waren angespannt und hielten Schwert und Schild fest in den Händen. Ein Schatten bewegte sich in dem Dunkel, etwas kam auf ihn zu. Mit festem Blick und starrem Gedanken auf den Sieg, wartete er auf seinen Gegner. Ein Rumoren und Grunzen durchdrang die Dunkelheit, bis zum Ende der Höhle. Der Boden begann zu beben, die kleinen Steine vor seinen Füßen sprangen in die Höhe, als würden sie versuchen zu fliehen. Er spürte jede Bewegung, die von dem Fremden ausging. Dann, Stille, Totenstille. Kein Geräusch, nicht einmal sein Atem war zu hören. Sekunden geschah nichts, keine Bewegung, kein Luftzug, nichts. Nur der leichte Regen drückte sich weiter in Richtung Boden. Er stand da, triefend naß, wartend, nicht wissend was nun geschehen sollte. Er wartete auf sein Schicksal, vielleicht auf seinen letzten Kampf. Dann geschah es. Ein Wesen, so groß und kräftig, wie er es noch nie gesehen hatte, stampfte aus der Höhle ins Licht. Es fauchte und stellte sich auf. Ein Dröhnen, ein unglaubliches Geräusch entkam aus dem mit messerscharfen Zähnen besetzten Maul. Angstvoll hob er sein Schild und brachte sein Schwert in Position. Das Wesen, es war ein Drachen, der Drachen, der es seit Jahrhunderten wagte, seine dunkle Kammer zu verlassen, um das umliegende Land zu peinigen, zu zerstören, die Menschen zu töten, den Kindern die Träume raubte. Er würde all dem ein Ende setzen, er würde den bösen Dämon vernichten, das dunkle Wesen auslöschen. Der Drachen bewegte sich schnell, doch er bewegte sich schneller, mit einem Hieb zerschlug er die eine von sechs Klauen des Drachen. Schwarzes Blut spritzte, färbte das Wasser um seinen Füßen zu einer dunklen Brühe. Er holte erneut aus und traf das Wesen ein zweitesmal. Der Drachen brachte sich für eine Sekunde in Sicherheit, dann stürmte er auf den Menschen zu, wollte ihn unter seinen gewaltigen Krallen begraben, ihn zermalmen. Der junge Ritter sprang aus dem Weg, legte an und rammte das Schwert in die Brust des bösen Schwarzen. Wieder eine Fontäne von dunklem Blut, das sich im Regen ergoß. Der Drachen taumelte, war kraftlos durch diesen Schlag. Der junge Mann, der es gewagt hatte, sich ihm im Kampf zu stellen, würde siegreich sein. Wie in Zeitlupe stürzte der Drachen zu Boden, er atmete schwer. Der Ritter holte aus, zum letzten, zum todbringenden Schlag. Der Regen hatte sich verzogen, ein junger Mann ging durch eine Schlucht, schwarz vom Blut eines Drachen. |