"Es war nicht mein Wille zu
zerstören. Nicht mein Wille zu herrschen und zu knechten. Ich habe
Gutes getan. Mein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden. Werden
weiter Tausend Jahre vergehen, oder soll man mein Tun gar niemals verstehen?"
Ein Wesen von menschlicher
Gestalt, nicht alt und nicht jung, weder dem einen noch dem anderen Geschlecht
zuzuordnen, stand da allein in einem Raum voll trauriger Leere.
Stille, jeder Gedanke war
hörbar, nicht für jeden, nicht für uns, für jene Wesen
aber schon...
Seine Augen schlossen sich
zu einem schmalen Schlitz, die Rüstung folgte jeder Lidbewegung geschmeidig
nach. Bei jedem Schritt, den dieses Wesen tat, barst jene Luft die um ihm
war. Zersplitterte in Trilliarden von einzelnen Molekülen, die nacheinander
wieder zusammenfanden. Doch plötzlich war sie weg. Der Raum luftleer.
Ein Reflex riss die Augen desjenigen auf, der bald schon nicht mehr allein
in diesem Raum stand.
Ein zweites Wesen, weniger
menschlich, doch von ähnlichem Aussehen. Anders zwar, doch rassige
Züge waren deutlich zu erkennen. Es näherte sich dem ersten schnell
und schien es überrollen zu wollen. Mit der ganzen Körpergröße
umschlang es sein Opfer, wie es schien. Doch vermied es jeden direkten
Kontakt auf das Peinlichste genau. Und das erste wusste um jenes Ritual,
verharrte bewegungslos mit geschlossener Panzerung.
"Du hast mir Materie entzogen"
Das zweite Wesen zog sich
zurück. Es tastete sich ab und bot dem ersten etwas das aussah wie
Kohlenstaub.
Weniger freundlich wurde das
erste, als der Staub zu Boden rieselte und sich auf diesem in scheinbar
nichts verwandelte. Erst als die Augen sich weiter öffneten und genau
auf die Struktur des Pulvers sahen, verstand es. Aus jenem kohleartigen
Zeug wurde wieder die Luft, die einst geschaffen wurde, um sie zu atmen.
Auch das zweite öffnete
seine Augen, mehr noch als es das erste tat. Doch damit war der Kampf entschieden.
Blieben keine Fragen offen. Die bedingungslose Kapitulation war eine, die
einzige Folge. Und alles änderte sich.
Jetzt schienen sie beide an
einem anderen Ort zu sein. Doch der Schein trog. Tatsächlich waren
beide noch in dem selben Raum, jedoch nicht mehr jeder für sich in
seinem Panzer. Den Moment der Verletzlichkeit, als das zweite Wesen dem
Rieseln gebannt nachsann, sich dabei seine Iris um wenig mehr öffnete
als es erlaubt war, nutzte das erste die Chance und sprang.
Seine Hand umklammerte des
zweiten Herz, ein Schmerz von schreiender Gewalt, stieß kalt und
unbarmherzig zu. Wieder wurden Gedanken geflüstert. So laut, dass
sie die Todesängste des zweiten übertönten:
"Es war nicht mein Wille zu
zerstören.
Nicht mein Wille zu herrschen
und zu knechten.
Ich habe Gutes getan.
Mein Wille geschehe.
Werden weiter Tausend Jahre
vergehen?
Werdet ihr dann mein Tun verstehen?"
Stille...
Saletrophaz, so der Name des
Geschöpfes, dessen Schöpfer nicht in diesem Raum stand. In diesen
Raum stand nur ein Sieger, ein Richter, ein Vollstrecker - ein gewalttätiges
Wesen, ein mordendes Wesen, ein einsames, verlassenes, krankes Wesen. Sirakléz...
Saletrophaz wollte ihm nichts
tun. Ihm nichts nehmen, obwohl er seine Luft nahm. Gut, er gab sie wieder.
Er wollte sie nicht behalten, nur reden - er wurde geschickt. Es war nicht
seine Schuld. Alle Gedanken und alles was Saletrophaz ausmachte war nun
ein Bestanteil seiner selbst. Und damit wusste er was die wussten. Und
er wusste, dass sie wiederkommen und er wusste, dann werde ihm alles genommen.
Verschwommen war die Sicht
auf dem Grund des Meeres Indigo, welches durch Kraft der Gedanken und der
schöpferischen Träume Sirakléz Leben, einst vor vielen
Millionen von Jahren, hervorbrachte.
Die Hand bewegte sich, nahm
jene Elemente fort aus denen das Wasser bestand. Dazu vergoss Sirakléz
eine Träne, bemerkte es und nahm das Land. Alles war leer, die Stille
im All wurde laut. Von innen her kam eine Stimme. Wieder die selben Worte,
immer der selbe Gedanke.
"Es war nicht mein Wille zu
zerstören.
Ich habe Gutes getan."
- es war längst nicht
mehr der Wille, der ihn trieb - es war der Wahn -
"Was Sirakléz tat war
falsch. Was Sirakléz tut ist falsch. Welche Lösung wird es
geben?"
"Alles Leben muss enden. Das
Unsrige und das der Fremden!"
So entschied man sich für
ein reinigendes Feuer.
"Eine Explosion soll alles
nehmen was entstand und niemals wieder solle jemand solche Macht besitzen,
ganze Welten zu kreieren. Niemals wieder soll der Wille siegen über
den Verstand!"
Es folgte ein mächtiger
Knall, urgewaltig, es formte sich stetig das heutige All. In unendlichen
Weiten ohne Leben ist Harmonie und Chaos vereint. Vereinzelt brennen noch
Feuer, zyklisch zum Säubern der Weite bereit. Ein jedes der Feuer
ist mahnend zu sehn, wenn in der Nacht die Sterne am Himmel stehen.
Wie gut dass die Menschen das
All nicht verstehen.
Es würde ihnen wohl gleichgeschehen.
Denn, es war nicht mein Wille...
ich habe Gutes getan,
das hört sich leider
sehr menschlich an... .. !
©
Encié
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