Zu spät. Wie immer. Er
hatte sein bestes gegeben. Wie immer. Aber die Zeit rann aus wie Wasser
aus einem zerbrochenem Glas. Die Zeiger auf seiner Uhr schlugen den Weltrekord
über 100 Meter. Einige Ewigkeiten sind vergangen seit seinem Termin
im Chelsea Hotel.
Es lag nicht daran, dass Er zu wenig Zeit zum Vorbereiten gehabt hätte. Er hatte die Einladung vor über einem Monat erhalten. Es war mehr das Verschulden seines Mutes, der ihn verlassen hatten. Er war noch nie in einer so grossen Stadt wie New York gewesen. Er wuchs in einer Stadt mit vierzig tausend Einwohner auf und lebt noch heute dort. Der ‘Big Apple’ war einfach eine zu grosse Frucht für ihn. Jedesmal wenn Er in sie hineinbiss, erwischte Er einen Wurm. Er mochte kein rohes Fleisch und spuckte den Bissen immer wieder aus, bis sein Magen Schritt um Schritt verdarb. Er spürte wie sein Selbstvertrauen nach Dünger schrie. Plötzlich eroberte dieses Bild eines Affen, der durch New York trampelte, seine Phantasie. Es gefiel ihm. Das Flugzeug hatte ihn gerade erst ausgespuckt und nun wartete Er darauf diese sagenumwobene Blaue Linie in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu überschreiten. Er kontrollierte seine Pass noch einmal. Das Portrait darin widersprach demjenigen, welches er am Morgen im Spiegel gesehen hat. Was ihn am meisten überraschte, war, dass Er seinen Namen im Pass fand, da Er sich nicht mehr als diese Person empfand. All die tausend Eindrücke seiner ersten Reise, hatten es irgendwie geschafft, seine Persönlichkeit zu verändern. Er musste seinen Namen mehrmals lesen, bevor Er es glauben konnte. Schwarze Tinte, vom Stempel der Einwohnerkontrolle zerknittert, bestätigten es: Er. Das nächste woran Er sich erinnerte, war ein breitschultriger Mann, der mit einer Waffe und einem noch viel gefährlicherem Blick bewaffnet war. Der breitschultrige Mann starrte ihn durch eine schlecht geschliffene Glasskabine an, wodurch die Waffe und der gefährliche Blick verzerrt wurden bis es in seine Augen schmerzte. Trotzdem konnte Er seine Augen nicht vom gefährlichen Blick losreissen und sein Herz blieb, in der Erwartung einer betäubender Deternation, stehen. Er sah sein Spiegelbild im Glass. Das Haar stand noch immer in derselben Unordnung vom Kopf ab. Die Müdigkeit hatte während des Fluges schlecht geschlafen und hatte den Kampf, um den prominentesten Gesichtszug gewonnen. Seine grauen Augen, erschreckt über das Bild, welches sie sahen, haben sich zurückgezogen, um Schatten seines Geistes zu werden. Wie der Sand in einer Sanduhr rieselte eine leise Stimme in sein Ohr: »Bitten geben Sie mir ihren Pass.« Ein Wurmloch katapultierte ihn zurück in die Realiät. Niemand hatte ihn verhaftet. Der breitschultrige Mann lächelte ein gemaltes Lächeln, parteilos zwischen Aufforderung und Blassiertheit. Sein Geist und seine Hände, die noch immer ein Team der Verwirrung bildeten, durchsuchten seine Hosentaschen um eingebildete Waffen und fiktive Messer ans Tageslicht zu fördern. »Ihren Pass, bitte. Sie halten ihn in ihrer Hand.« Der breitschultrige Mann markierte die Szene, da seine Frau ein unstillbares Begehren nach Unterhaltung hatte. Eine zitternde Hand, zwischen zwei Momenten um fünfzig Jahre gealtert, legte das rote Heftchen auf den Schalter. Die Versuchung überrollte den breitschultrigen Mann, wie der Reifen eines Autos den Frosch auf der Strasse. »Warum denn so nervös junger Mann? Versuchen Sie vielleichte Drogen zu schmuggeln?« Falsch. Er hatte eine Eintrittskarte für den falschen Film gekauft. In Übereinstimmung seines realistischen Englischkurses hätte der Zollbeamte ‘Haben Sie etwas zu verzollen?’ fragen müssen. »NEIN!« explodierte Er und zerstörte jegliche Reste der Glaubwürdigkeit. »Bitte gehen Sie nach rechts und zeigen Sie dem netten Herr dort den Inhalt Ihrer Tasche.« Noch ein breitschultriger Mann, noch eine gefährlicher Blick. Er fühlte sich wie ein Frosch auf dunkler Strasse verfolgt von zwei gelben Lichtern. Offensichtlich war dies die Brücke über die finsteren Gewässer des Styx, da jede Freundlichkeit vom Gesicht dieses Mannes wegradiert war. Ein breites, schweres und rasant drehendes Stück Gummi näherte sich ihm und bevor Er es sich bewusst werden konnte, breitete sich der Inhalt seiner Tasche über den Boden aus. Die flammenden Augen des Mannes verkohlten den Inhalt Stück um Stück, bis ein Notizblock das nächste Opfer war. Neugierde stoppten Sie auf der Stelle, um bald in Verwunderung auszuarten, da der Text auf Deutsch abgefasst war, bis sie ein Wort fanden, dessen Buchstabenmuster in allen Sprachen gleich war, denen das lateinische Alphabet zur Grundlage dienten. »Weshalb verwenden Sie das Wort Heroin hier?« Der Zeigfinger des Mannes deutete auf das Maleur. »Das hat nichts zu bedeuten. Ich schreibe gerade eine Geschichte über eine Drogensüchtigen, über seine Gefühle, wie er sein tägliches Leben arangiert, was er denkt und am wichtigsten, warum er Dorgensüchtig geworden ist.« »Oh. Sie sind Schrifsteller?« »Ja.« Der Mann brach in Lachen aus, wie wenn ihm jemand den besten Witz aller Zeiten erzählt hätte. »Woher bekommen Sie ihre Informationen, um eine solche Geschichte realistisch zu erzählen? Indem Sie Drogen in den Strassen von New York verkaufen?« Wegen den unbeachteten Nebeneffekten dieser eiskalten Frage, wurde Er unter einer dicken Schicht Eis begraben. »Wo haben Sie die Drogen versteckt?« »Bitte glauben Sie mir.« Er schüttelte seine Kopf. Eis splitterte. »Ich habe keine Droge bei mir.« Der Notizblock spreizte seine Flügel und flatterte zu Boden. »Gut. Sie können gehen.« Er benötigte vier Anläufe, bis die Unordnung am Boden wieder zur ehemaligen Unordnung in seiner Tasche wurde. Niedergeschlagen von einer erweiterten Idee, was unbegrenzte Möglichkeiten bedeutete, kroch Er über die sagenumwobene blaue Linie. Da war es, New York, zwölf Millionen und einige Ungezählte zusammengedrängt auf einer Insel, die kleiner war als der Flügel eines Spatzes; erfüllt von Leben und Geist. So viel zu sehen, so viel zu tun und alles was Er sah war eine Wüste - seine Seele. Der kalte Wind fuhr ihm ins Gesicht. © Martin |