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    >> Der wundersame Wind <<

     
    Der wundersame Wind wehte hin und her, bis er im Damals ankam, und bemerkte, dass er trotz aller Bewegung da schon immer weilte, diese Einsicht machte ihm große Angst und so stürmte er schnell weiter bis er auf einen alten kargen Berg traf. Dieser war so karg dass er gar keinen Widerstand spürte - das machte ihn nachdenklich - doch zudem bemerkte er ein Gefühl der Wohligkeit und auch ein Verlangen nach Mehr. Doch ihm wart kalt und mehr und mehr schwand sein Verlangen nach mehr. Noch nie ist es ihm so stark aufgefallen, dass er Worte benutzte während er beim Weiterziehen den Graben der Bedürfnisse erfuhr. Die Bedeutung dieser Worte, das fühlte er ganz tief, konnten andere nicht erfassen denn er selbst nannte auch für sich häufig wiederholende Begebenheiten das gleiche Wort, wohl aber nur um Dinge oder Situationen zu vereinheitlichen. Ja, waren es nicht gerade diese Vereinheitlichungen, die ihm das trügerische Gefühl Kommunikation machen zu können, gaben? Er sagte zu sich „ich nehme Begriffe für die wirkliche Welt an, ohne weiter darüber nachzudenken oder mich mit ihnen zu befassen". Es überkam ihn eine große Einsamkeit und er wünschte sich so zu sein wie der karge Berg ohne jeglichen Widerstand. Oder war jener Berg nicht schon Tod - doch wie kann ich das feststellen wenn mein Wissen von der Außenwelt und auch das Wissen von mir selbst ein hypothetischer Zustand ist? So schwieg er für eine Weile und fand Stille - Stille konnte ihm Raum verschaffen, den er brauchte, aber meist nicht bekam, doch Stille konnte ihm auch den Zugang zum Schweigen erleichtern. Erst als er das gewollte Schweigen erfahren hatte, konnte er erahnen was Zuhören bedeuten kann. Zuhören ist ein Akt von höchster Kommunikation und bedeutete für ihn aufnehmen zu können ohne sich selbst zu vergessen, es ist ein aktiver Zustand der ein großes Maß an Achtsamkeit und Gleichmut erfordert. Doch als mir der Wind diese Nachricht durch das Lüftungsfenster zuflüsterte saß ich gerade auf einer kalten Klobrille und war so in Gedanken, dass ich es kaum vernahm, doch er hörte nicht auf und so ging es weiter.....er hechelte: 
    So bekommt das Schweigen einen qualitativen Wert, wenn unsere Wahrnehmung über das rein Sprachliche hinausgeht und es ein gewolltes Schweigen, das dann im Kontrast zum Gesprochenen signalhafte Bedeutung und Gewicht erlangt, weil es "etwas" hinter den Worten erkennt. Damit kann unser Schweigen der Zugang zu außersprachlichen Erfahrungen werden, wobei wir die durch unsere Sprache verursachten Abgrenzungen und Einschränkungen überwinden können.  

    Ich dachte "what the fuck" erzählt er mir da und warum gerade mir - fange ich an verrückt zu werden oder bin ich es schon und er will es nur noch bestätigen? Lege deine Wort- und Denkkategoresierungen ab, sagte er weiter, damit wir aus unserer Begrifflichkeit treten und wahrnehmen durch die Welt der Symbolik. Dabei hilft uns das Schweigen und auch die Stille als eine Form des Innehaltens in unser mechanisch- konditionierten Wahrnehmung. So können wir über die Begrifflichkeit hinausgehen - wie die Melodie eines Liedes, die zwar mit einem Text im Inhalt verbunden sein kann, aber nicht mit diesem identisch ist. Dieses Schweigen sollte das Ziel haben, unbewußte Inhalte bewußter zu machen und somit Licht in unser Leben zu bringen. Es können sich dann neue Perspektiven eröffnen dabei wird auch immer deutlicher, dass wir für unsere Schwierigkeiten selbst verantwortlich sind. Aber unser Schweigen bezieht sich nicht nur auf äußere Stille und Wortlosigkeit, mit fortschreitender Übung sollte sich auch der Grad unserer Achtsamkeit erhöhen. Wir können dann bemerken, dass auch bei äußerer Stille der innere Dialog lauter wird - unser Schweigen soll auch den inneren Dialog mit einbeziehen und in uns zumindest kurzweilig Stille und Ruhe und somit Raum für eine andere Wahrnehmung schaffen. Denn bis jetzt ist unsere Wahrnehmung wie der Lichtkegel einer Taschenlampe, der einmal hierhin, einmal dorthin gerichtet ist. Das Schweigen wird ein "in sich gehen", so werden wir uns auch der niedrigeren Grade unserer Achtsamkeit gewahr. Somit bestimmt der Grad der Achtsamkeit auch den Grad von unserer Wahrnehmung und das wiederum den Grad von Freiheit in unserem Dasein.  

    Eigentlich wollte ich mal vom Klo runter doch es schien als könne er meine Gedanken lesen, denn er donnerte im selben Augenblick, du mußt wieder lernen mehr symbolisch zu schauen, dabei ist es egal wer oder welches Symbol zum Botschaftsträger wird. Denn die Information eines Botschaftsträgers wird von jedem anders wahrgenommen oder andersherum, die Botschaft ist eine ganz individuelle Information die in dieser Form nur für dich bestimmt ist. So kann dich ein singender Vogel möglicherweise mehr inspirieren - oder dich auf deine eigenen Grenzen aufmerksam machen - als das Tibetanische Totenbuch. Die Welt ist voller Botschaften dabei ist es für den Botschafsträger nicht elementar ob wir seine Botschaft wahrnehmen. Dazu müssen wir Vorurteile und vorweggenommene Antworten vermeiden und weniger auf den Träger der Botschaft als auf seine Informationen achten. Das setzt auch ein Maß an Vertrauen und Akzeptanz gegenüber allem voraus.  

    Jetzt hatte ich aber genug, ich brachte gewollt und mit einer gewissen Sturheit alles um mich herum in Ordnung und verließ das WC. Doch auch als ich etwa eine Stunde später am PC arbeitete, kam er und forderte meine Aufmerksamkeit mit folgendem: Denke daran - wir können in anderen nur das erkennen was wir in uns selbst wahrnehmen. Wir können niemals auch nur ein Wort von anderen hören, gleichgültig wie gut wir sie zu kennen glauben. Wir hören nur die eigene Interpretation.  

    Es sind alles unser eigenen Worte, die Worte von anderen sind nur Geräusche, Schwingungen für uns , die unser Trommelfell aufnimmt und dem Gehirn durch die Nerven überträgt. Es geht bei unserem Schweigen darum möglichst nichts zu tun und alles zu lassen. Vielleicht erfahren wir so auch wie wir ständig reagieren und wo unser gehemmtes agieren einsetzt und aufhört. Dazu brauchen wir Kontakt mit der Gegenwart, die wir bis jetzt nur theoretisch und zwar als irgend etwas zwischen Vergangenheit und Zukunft kennen. Sonst bleiben wir starr und unbeweglich und Trennen uns von unseren wirklichen Möglichkeiten. Unser Geist muß wie ein offenes Buch werden, das mit Intelligenz und Achtsamkeit arbeitet. Unser Verstehen kann dann andere Dimensionen bekommen, nicht intellektuelles Einordnen, sondern die vielen Bedeutungsebenen des "jetzt und hier" zulassen. Denn jedes Wahrnehmen oder Beobachten ist eine Beeinflussung von dem Ablauf eines Geschehens, es finden Wechselwirkungen statt. Das Subjekt beeinflußt auch das Objekt.  

    Auch nach vielen Gesprächen und Erklärungen wollte mir keiner diese Geschichte glauben, so suche diesmal ich die Kommunikation mit diesem wundersamen Wind 

    © Angelo