Die Nacht war recht warm,
trotz des leichten Nieselregens und einer geringen Brise, die sich aus
verschiedenen Richtungen den beiden Personen näherte, die sich durch
das Dunkel bewegten. Ein Pärchen, eine junge Frau und ein junger Mann.
Sie spazierten, Arm in Arm, unter ihren Füßen der immer feuchter
werdende Asphalt. Ein schmaler Weg, zu beiden Seiten mit einem kleinen
Graben und ab und zu ein Busch oder ein Baum.
Die Frau, eine wunderbare Gestalt, mit dunklen leicht gelockten Haaren, die eine Handbreit über ihrer Schulter ein Ende fanden. Ihre Augen, so grün wie ein Smaragd an der Kette einer Prinzessin. Die Lippen, so verlangend nach einer Berührung, so unwiderstehlich. Ihr ganzer Körper war von einzigartiger Schönheit, selbst ein Engel würde erblassen beim Anblick dieser Frau. Der Mann, etwa eine Hand breit größer, war stämmig gebaut, sah aus als wäre er ein Krieger, aus der Zeit der alten Germanen. Um seinen Mund trug er einen Bart, rot und sonst mit einem Ansatz zum Dreitagebart. Seine Augen, ebenfalls grün, aber dunkler als die der Frau, wie ein Nadelwald in der Dämmerung. Er hielt ihren linken Arm, streichelte, den ganzen Weg, ihre Hand. Beide sagten nichts, nur ihre Schritte waren zu hören und der leichte Regen, der auf die Zwei hernieder fiel. Ihr Weg war nicht bestimmt. Sie hatten es nicht eilig, sie waren zusammen, jetzt, und hier, das zählte, sonst nichts. Ein Knistern lag in der Luft, ein Gefühl von Einigkeit. Diese beiden Menschen gehörten zusammen, wahrscheinlich für ewig. Es war ihr Schicksal sich ineinander zu verlieren, sich dem anderen hinzugeben. Der Regen drang langsam durch die dünnen Kleider der Spazierenden, sie spürten es nicht, ihnen war warm, ihre Herzen schienen wie ein Feuer ihre Körper zu erhitzen. Liebe, das war es, was sie wärmte und schützte. Die Nacht blieb wie ein Schleier um die Zwei erhalten, die Zeit, sie schien wie eingefroren. Schon sehr weit waren die beiden Gestalten gegangen. Und es sah aus, als würde ihr Weg nie enden. Ihr Weg, das war ihre Liebe, ihre Hoffnung, das war jede Berührung, jedes leise Wort, das in die Nacht entkam. Ab und zu hielten sie inne, schauten sich an, ließen ihre Lippen miteinander spielen. Zart führte er seine Hand zu ihrem Gesicht, strich über ihre Wangen, berührte mit den Fingerspitzen ihre Lippen, durchstreifte ihr Haar. Dann hielten sich beide fest, sie standen, wie zwei Seile, ineinander verschlungen, auf dem schmalen Weg, der sie durch die Nacht begleitete. Ihr Atem streichelte ihre Gesichter, in dem Moment, als sich ihre Lippen fanden, um einen sinnlichen Kuß zu begrüßen. Die Regentropfen liefen beiden wie Tränen des Glücks am Körper in Richtung Erdreich. Wie Segel auf dem Meer, führte eine unsichtbare Kraft die beiden Liebenden in eine Welt voll Gefühl und Sinnlichkeit. Sie lebten einen Traum, der niemals ein Ende finden sollte. Berührung um Berührung führte beide immer weiter auf den Weg in eine schönere, eine verzauberte Welt. Diese Nacht ist noch nicht zu Ende, denn beide Menschen, die sich hier gefunden hatten, sind nicht bereit, sich einer anderen Zukunft hinzugeben als einer gemeinsamen. Zusammen sein, das ist es was sie zu hoffen wagen, was sie wünschen, was sie erträumen. Denn Liebe muß sterben, vergehen, wenn sie alleine bleibt. Der leichte Regen wird weiter fallen und auf den Zeitpunkt der Erfüllung der Träume warten. |