Robyn hörte keinen Ton, doch sie
sah, wie sich die Lippen der Fee bewegten. Was tat sie da nur? Die Frage
wurde ihr gleich darauf beantwortet. Ein kalter Wind kam auf, fegte durch
die Höhle und wirbelte ihre Haare durcheinander. Ganz plötzlich
sank die Temperatur ab, und Robyn begann fürchterlich zu frieren.
"Was hast Du getan?" fragte sie mit bibbernder Stimme
die Fee. Die lächelte nur. Eins dieser Lächeln, wie es nur geheimnisvolle
Märchenwesen zustande bringen, wenn sie etwas absolut übernatürliches
getan haben und nicht glauben können, dass man so etwas nicht kennt.
"Ich habe den verschneiten Oliba gerufen."
Verschneit? Oliba? Was um alles in der Welt war ein Oliba?
Dann sah sie es. Es war ein durchscheinendes Wesen von
kaltem Eisblau, umgeben von einer Wolke Schneeflocken, die in einem Wirbel
um es herum flogen. Groß war es nicht, eher wie ein kleines Kind.
Ein unterernährtes Kind, so dünn war es. Es hatte ein spitzes
Kinn und tiefe, dunkle Augen. Die Arme waren so dürr, dass sie wie
zerbrechliche Zweige wirkten. Diese streckte es jetzt nach Robyn aus.
Sie spürte einen eisig kalten Schauer, der ihr den
Atem nahm. Die Furby-Fesseln überzogen sich rasch mit einer glitzernden
Eisschicht, dann wurden sie hart und zerbrachen schließlich. Robyn
stand zitternd und mit blau angelaufenen Lippen da. Jetzt wünschte
sie sich wieder ihre Winterkleidung. Der Bikini war doch ein wenig... frisch.
Die Fee lachte und freute sich, als hätte sie etwas
großartiges getan.
"Siehst Du? Ich sagte doch, dass er Dir helfen kann.
Folge ihm, dann wird er Dich nach Hause bringen."
"Wenn ich vorher nicht erfroren bin", gab Robyn zurück.
"Oh!" Die Fee lächelte entschuldigend. "Hier hast
du Deine Kleidung wieder!" Und schwupps! war sie mit ihrem dicken Wintermantel
umhüllt. Erleichtert atmete sie auf und sah den kleinen Dunstwölkchen
vor ihrer Nase zu, wie sie langsam vergingen.
Der Oliba sah sie aus seinen dunklen Augen an. Robyn schien
darin zu versinken, so tief waren sie. Rasch wandte sie den Blick ab. Dünne,
durchscheinende Finger griffen nach ihrer Hand, und dann fühlte sie
sich plötzlich mitgezogen, hinein in das Schneegewirbel und in die
Wirklichkeit des Olibas. Ihre Beine bewegten sich wie von selbst, als sie
dem Schneewesen folgte, immer weiter und tiefer durch verschlungene Höhlengänge.
Ihre Gedanken begannen, abzuschweifen. Ihr war, als würde
sie in einem Schneewirbel durch eine wunderbare grüne Welt gezogen.
Süße Früchte hingen an ausladenden Zweigen, große
Blüten verbreiteten ihren köstlichen Duft...
Unvermittelt blieben sie stehen. Der Oliba sprach nichts,
doch seine Haltung brachte klar zum Ausdruck: Entweder Du folgst mir -
oder Du bleibst hier. Robyn wusste nicht, was sie tun sollte. Hatte die
Fee nicht gesagt, der Oliba würde sie nach Hause bringen?
Aber was war mit Mork und ihren Geschenken?
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