Mystique | Teil 12b |
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Mork folgte ihr zwar mit einer gewissen
Widerwilligkeit in den Augen, aber Milky war erleichtert über die
Wahl, denn beim Anblick der Spinne im anderen Netz war sie bereits zurück
zu Robyn geflüchtet, um sich wieder auf ihrer Schulter unter ihrem
roten Haar zu verkrümeln.
Robyn schob das klebrige Netz zur Seite und betrat die Höhle. Im Innern erwartete sie schummrige Dunkelheit und ein knirschendes Geräusch unter den Sohlen. Allerdings konnte sie nicht erkennen, wodurch dieses Geräusch verursacht wurde. Eine hellere Lichtquelle am anderen Ende lockte sie näher und Milky erschreckte Robyn fast zu Tode als sie ihr plötzlich gellend ins Ohr kreischte. "Was ist ? Was - ?" Dann sah sie es auch: Der Boden war in Bewegung, und je näher sie der Lichtquelle kamen, desto heller wurde er erleuchtet. Schwarzes Gewimmel entpuppte sich schießlich als Tausende von Spinnen, die den Boden übersähten und knirschend zerplatzten, wenn man auf sie trat. Bevor Robyn zum angeekelten Schütteltanz antreten konnte, wurde sie abgelenkt: Vor ihnen breitete sich ein Saal aus, der die Lichtquelle enthielt, die ihr Ziel gewesen war: Kerzen. Hunderte von brennenden Kerzen aller Größen und Formen schmückten den steinernen Saal und insbesondere den in der Mitte stehenden Altar. "Da liegt jemand drauf!" flüsterte Robyn. "Milky, flieg hin und sieh nach!" Die kleine Elfe tat, wie geheißen, während Robyn mit Mork den Saal betrat und sich dort gleich seitlich in eine Ecke drückte. Ängstlich sah sie sich um, aber außer den Spinnen, die erstaunlicherweise außerhalb des Saales blieben, schien niemand hier zu sein. Nun kam Milka zurück und Robyn fragte sie aufgeregt aus. "Ein junger Mann", berichtete Milky. "Er hat sie Augen geschlossen und ist an den Hand- und Fußgelenken auf dem Altar festgeschnallt!" "Ist es Rikkor?" fragte Robyn und wartete eine Antwort gar nicht ab. "Sicherlich. Sieht er Bineara ähnlich?" "Nein, ich sehe meinem Vater ähnlich", ertönte da eine leise Stimme vom Altar her. "Wer seid ihr?" Robyn räusperte sich und trat einige Schritte näher. "Deine Mutter schickt uns, dich zu befreien." Ein kurzes gurgelndes Lachen antwortete ihr. "Warum lachst du?" fragte Robyn befremdet. "Mein Mutter schickt ein Mädchen in dem Kampf gegen Drachen? Tolle Idee." "Besser als gar nichts zu tun", giftete Robyn. "Und wenn drei dusselige Jungs sich nicht von Drachen hätten schnappen lassen, hätte sie es auch gar nicht nötig gehabt. Und ich bräuchte nicht hier zu sein." Rikkor lachte nicht mehr. "Kommt näher, ich will euch sehen", sagte er. Robyn tat es, aber Mork ging nur wenige Schritte mit, als er furchtbar zu knurren begann. Mit gesträubten Nackenhaaren und gefletschten Zähnen legte er sich fast auf den Boden und wütete den Altar an. Robyn blieb stehen und schaute besorgt umher. "Was ist mit dir, mein Guter? Kommt etwas? Ein Drache vielleicht?" "Nein, sie sind nicht in der Nähe", meinte Rikkor, "komm zu mir, ich möchte dich anschauen!" Robyn ging weiter und nun begann Mork, sich wie ein Irrer zu gebärden. Er bellte lauthals, knurrte, sprang hin und her, vor und zurück, kläffte, alles auf einem Fleck, ohne sich weiter vorwärts zu bewegen. Milky flog schließlich zu ihm, um ihn zu beruhigen. Robyn hatte fast den Altar erreicht und war auf Rikkors Anblick gespannt. Da erreichte sie Milkys Ruf. Sie blieb stehen und schaute sich nach den beiden um. "Robyn - Mork KANN sich nicht weg bewegen! Er ist wie festgehalten. Ich kann auch nicht mehr fort. Robyn - irgendetwas stimmt hier nicht!" Ein lautes dröhnendes Lachen antwortete ihr. "Also ich finde, hier stimmt ALLES!" donnerte eine fremde Stimme und als Robyn herum wirbelte, war Rikkor von dem Altar verschwunden und stattdessen hockte dort ein gewaltiger Drachen und breitete liebevoll seine Flügel aus. "Www...wo...ist Rikkor?" stammelte Robyn. Die kleinen grünen Augen des spitzschnabeligen Drachen funkelten böse. Dann warf er seinen hässlichen Kopf nach hinten und schmetterte ein erneutes Lachen in die Höhe. "Er ist da, wo auch ihr nun hingeht!" Von allen Seiten fluteten nun die schwarzen Spinnen herein,
von vorne kam der riesige Drachen über sie, und die Kerzen erloschen
in einem grausigen Wind eine nach der anderen - es wurde schwarz...
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